Rezension

Fawzia Gilani-Williams/ Chiara Fedele: Jaffa und Fatima – Schalom, Salam. Berlin: Ariella Verlag 2018, EUR 12,95 - direkt bestellen durch Anklicken

Es ist einfach, Mitgefühl mit anderen Menschen zu empfinden und zu zeigen, die mir besonders nahe sind, ganz einfach. Besonders herausfordernd, aber ebenso möglich und wertvoll ist es, mit Andersdenkenden oder -gläubigen mitzufühlen. Mit ihnen Gemeinschaftssinn und Solidarität zu entwickeln. Ganz eindrücklich zeigt dies die Bilderbuchgeschichte „Jaffa und Fatima – Schalom, Salam“. Eine Geschichte, die in unserer aktuellen Welt eine ganz besondere Bedeutung hat!

2018 im Ariella Verlag in Berlin erschienen, liest die Geschichte sich heute, eingedenk der extrem aufgeflammten Gewalt im Nahen Osten, noch eindrücklicher, als zu ihrem Erscheinen. Die Geschichte, die auf einem Märchen basiert, beginnt mit: „In einem wunderschönen Land, wo Milch und Honig fließen …“
Jaffa, eine jüdische Frau, und Fatima, eine muslimische Frau, sind Nachbarinnen. Beide besitzen eine Dattelplantage und arbeiten dort viel, verkaufen ihre Ernte auf dem Markt. So können sie sich leisten, viele Lebensmittel für ihre Familien zu kaufen. Oft kochen und essen sie zusammen.

Beide werden als unterschiedlich in Bezug auf Herkunft und Glaube gezeigt, jeweils zu unterschiedlichen Aspekten auf einer Doppelseite, in einer für Kinder ungewöhnlichen (weil nicht plakativ-bunten Farben), aber sehr ansprechenden illustrativen Gestaltung. Die Gegenüberstellung zeugt jedoch stets von gleichberechtigter Lebenswelt. Ihrer tiefen Freundschaft tut die Unterschiedlichkeit keinen Abbruch, im Gegenteil. In einem Dürrejahr sorgen sich beide – jede zunächst still für sich – sehr um die Freundin. Heimlich teilt jede nachts ihren geringen Dattelvorrat mit der Freundin, bis sie schließlich bemerken, dass jede der anderen etwas abgibt. Berührt von der wechselseitigen Hilfsbereitschaft fallen sie sich lachend in die Arme!

Eine gemeinsame Reflexion mit Kindern im Sinne des dialogischen Bilderbuchlesens kann sich den Fragen widmen:
• Was ist das Besondere an der Welt von Jaffa und Fatima?
• Wie leben sie, was ist ihnen wichtig?
• Wann wird ihre Freundschaft auf eine Probe gestellt?
• Wann brauchst Du Mitgefühl von Deinen Freunden oder unserer Gruppe?
• Hoffst Du auch manchmal, dass Andere dasselbe wichtig finden wie Du?
• Wie können wir uns gegenseitig helfen?

Der 2010 von der amerikanischen Filmemacherin, Journalistin und Autorin Myriam Halberstam gegründete Ariella Verlag widmet sich jüdischer Kinderliteratur. Anliegen ist, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu einem neuen und offen, freien und künstlerisch anspruchsvollen Blick auf jüdische Kultur und Religion anzubieten. Dass Humor und Ernsthaftigkeit sich dabei nicht ausschließen, ist die besondere Qualität der Verlagsveröffentlichungen. Der Verlag veranstaltet Lesungen in Schulen, Puppentheater sowie Workshops zu Torah und Judentum für Kinder und Erwachsene (www.ariella-verlag.de). Zu hoffen ist, dass er angesichts der zunehmenden Anfeindungen und des wachsenden Antisemitismus nicht resigniert und aufgibt, sondern weiterhin mit Kraft und Zuversicht, ungebrochen seinen Anliegen folgt.
Zu unser Aller Gewinn und Frieden!

Elke Schlösser