Rezension

Brigitte Endres, Lotte Bräuning: Das einzig wahre Einhorn. Zürich: aracari verlag 2023, 32 Seiten, EUR 15,00 – direkt bestellen durch Anklicken

Vermutlich inspiriert von dem bekannten Kunstmärchen „Des Kaisers neue Kleider“ des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen legen die Autorin Brigitte Endres und die Illustratorin Lotte Bräuning ein Bilderbuch mit einem vergleichbaren Inhalt vor: Während des Kaisers neue Kleidung niemand sehen kann, der dumm oder für sein Amt ungeeignet ist, kann das Einhorn, das ein Fremder in einem Zelt ausstellt, von niemandem erblickt werden, der unehrlich ist oder lügt. Und in beiden Geschichten ist es ein kleines Kind, das schließlich die Wahrheit ausspricht: Die neuen Kleider bzw. das Einhorn gibt es gar nicht. Und wie die beiden Weber, die dem Kaiser viel Geld und feinste Seide abgeluchst haben, entkommt der Fremde mit den Eintrittsgeldern.

Während Andersens Kunstmärchen eher ältere Kinder und Erwachsene anspricht, eignet sich das Bilderbuch für Kleinkinder ab 5 Jahren und Grundschüler/innen. Der Text ist spannend geschrieben; auf den großformatigen, mit Wasserfarben gestalteten Illustrationen lassen sich viele interessante Details entdecken. Zudem vermittelt die Autorin eine moralisch-ethische Botschaft, die im Werbetext wie folgt formuliert wird: „Das Bilderbuch fordert dazu auf, nicht blind der Masse zu folgen, zu hinterfragen, für seine Überzeugungen und Meinungen einzustehen und eben nicht dem Mitläufereffekt zum Opfer zu fallen.“

Martin R. Textor