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Zitiervorschlag

Rezension

Marc Schmidt: Kinder in der Kita mehrsprachig fördern. Schritt für Schritt in die Praxis. München: Ernst Reinhardt Verlag 2018, 202 Seiten, EUR 24,90 - direkt bestellen durch Anklicken

 

Aus der Sprachforschung ist bekannt, wie förderlich Mehrsprachigkeit für die Sprachentwicklung und das Erlernen weiterer Sprachen ist. Es geht dabei nicht primär um das möglichst frühzeitige Erlernen einer Zweit- oder Fremdsprache als vielmehr um den Erhalt möglichst vieler Lautphoneme. Dabei spielen die Muttersprache, der Dialekt oder weitere Sprachen eine wichtige Rolle. Je mehr Lautphoneme quasi vorrätig sind, desto einfacher wird das spätere Erlernen weiterer Sprachen.

Warum also Kinder nicht in der Kita mehrsprachig fördern, sie vertraut werden lassen mit dem Klang anderer Sprachen? Globalisierung und Migration betreffen auch unsere Kindertageseinrichtungen und führen zur Begegnung mit einer Vielfalt von Sprachen. Es ist eine Chance auf Gegenseitigkeit: Kinder mit Migrationshintergrund lernen Deutsch, und deutsche Kinder hören und lernen fremde Sprachen. Letzteres wird leider noch nicht genug genutzt.

In dem Buch von Marc Schmidt finden Sie Antworten auf viele Fragen zur Mehrsprachigkeit und ihrer Förderung. Jede Beschäftigung mit einer anderen Sprache bedeutet auch interkulturelles Lernen, und dieses wiederum führt zu neuen kulturellen Werten, die die Identität der Kinder prägen. So schreibt Schmidt: "Die Akzeptanz, das Interesse und die Anerkennung einer kulturelle Gemeinschaft gegenüber einer anderen hat einen Einfluss auf die sprachliche Entwicklung der Kinder und besonders auf deren Motivation, die neue Sprache zu lernen". Das ist gut zu wissen in der Kita: Kinder mit Migrationshintergrund sind motivierter, wenn deutsche Kinder ihre Sprache lernen! Dies ist ein Aspekt, der bisher erst wenig Berücksichtigung gefunden hat. Die fremdsprachigen Kinder werden so offener für die deutsche Sprache.

In der vorliegenden Publikation finden Sie umfassende Informationen über den interkulturellen Sprachgebrauch, gut erläutert an praktischen Beispielen aus dem Sprachlernprozess. So wird das Buch zu einer wichtigen Lektüre für Mitarbeiter/innen in frühpädagogischen Einrichtungen und liefert auch wichtige Unterstützung für die Elternarbeit. Da Kinder mittlerweile fast zu 100% eine Kita besuchen, können alle von der Mehrsprachigkeit profitieren.

Durch die überzeugenden Praxisbeispiele erhalten Pädagog/innen wichtige Anregungen, vielleicht sogar auch für das eigene Erlernen einer weiteren Sprache! Also lesen Sie diese Publikation und nutzen Sie alles, was Sie für Ihre Arbeit brauchen. Und widmen Sie der sogenannten "Roadmap" am Ende des Buches besondere Aufmerksamkeit und dann packen Sie es an! Und denken Sie immer daran, die Kinder nicht am ihrem sprachlichen Defizit zu messen. Das Sprachbad ist das wichtigste Förderinstrument!

Hoffentlich findet die Publikation auch Eingang in die Ausbildung unserer Frühpädagog/innen.

Ingeborg Becker-Textor