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Zitiervorschlag

Musik spielerisch mit Kindern entdecken – Ein Interview mit Marion Böller zum Thema Musikpädagogik

Marion Böller

 

In diesem Interview befragen wir die Musikpädagogin Marion Böller, die sich als Gründerin der LÜTTE SKOL Academy – einer Musikschule, auf das Ausbilden von Musikpädagogen/innen spezialisiert hat.

Welche Musikpädagogischen Grundlagen/Konzepte nutzen Sie für Ihre Arbeit mit Kindern?

Vor über 25 Jahren habe ich selbst den Beruf der Erzieherin gelernt und in sehr unterschiedlichen Einrichtungen nicht nur pädagogisch, sondern auch musikpädagogisch gearbeitet. Und so vielfältig die Einrichtungen sind, um so vielfältiger sollte auch das Konzept der Musikpädagogik vor Ort sein. Jede Einrichtung hat andere Bedürfnisse, Bedarfe und Vorkenntnisse, so dass man sich jede Einrichtung genau anschauen muss.

Grundlage aller musikpädagogischen Konzepte ist die elementare Musikpädagogik, das historisch aus dem Orff- Schulwerk und der Rhythmik Anfang des 20. Jahrhunderts sowie aus den Vorläufern MFE und MGE (Musikalische Früherziehung und Musikalische Grundausbildung) entstanden ist. Das Wort „elementar“, was nichts anderes bedeutet wie „das Wesentliche“ oder „Grundlegende“ bildet den Kern der Musikpädagogik und beschäftigt sich stets damit, die Fähigkeiten und Fertigkeiten im Gesamten zu sehen, also das Zusammenspiel von körperlichen, kognitiven, emotionalen, zwischenmenschlichen und kulturellen Aspekten.

 

Auf ihrer Website ist zu lesen, dass sie eigene Musikkonzepte entwickeln. Können sie uns kurz erläutern, wie Sie Musikkonzepte für Kinder entwickeln und an einem Beispiel erläutern, wie Sie diese in der Praxis umsetzen?

Die Bundesländer haben seit einigen Jahren eine Bildungsempfehlung als Handreichung bekommen. Dort ist genau beschrieben, welche Bildungsbereiche in den pädagogischen Einrichtungen umgesetzt werden sollten. Dazu gehören: sprachliche Bildung/ Kommunikation, mathematische Bildung, ästhetische Bildung, soziale Bildung, Umwelt und Natur, musikalische Bildung, somatische Bildung (Bewegung und Körper), Medienbildung.

Jede pädagogische Einrichtung sollte alle diese Bildungsbereiche umsetzen, kann aber auch aus den Bildungsbereichen Schwerpunkte entwickeln. So gibt es Einrichtungen mit dem Schwerpunkt Bewegung oder Natur, vielleicht auch eine Einrichtung mit dem Schwerpunkt Sprache oder ästhetische Bildung. Hier setzte ich dann das Konzept an. Denn Musik ist mit allen Bereichen verbindbar und so entsteht mit jedem Schwerpunkt ein anderes Konzept.

Gehen wir einmal davon aus, dass es eine Einrichtung gibt, die den Schwerpunkt auf Bewegung setzt. Hier kann ich dann Musikangebote planen, die Musik und Bewegung in den Vordergrund rückt. Natürlich muss ich als Musikpädagoge/in offen sein, mich auf andere Konzepte oder Schwerpunkte einzulassen und brauche einen Fundus an Angeboten zu unterschiedlichen Themen.

Eine Einrichtung mit dem Schwerpunkt frühkindliche Sprachförderung, setzt den Fokus /Schwerpunkt anders. Hier werden dann musikalische Angebote in Form von Sprachförderung durch Liedtexte mit Bewegung, Bildern, Bildergeschichten, Klanggeschichten etc. in den Fokus gestellt. Gerade bei Einrichtungen mit einem hohen Migrantenanteil, ist Musik in Verbindung mit Sprache ein tolles Mittel, um Kindern das Kommunizieren zu erleichtern. Und das alles mit viel Freude und Spaß.

Die Beispiele zeigen, wie vielfältig Musik einsetzbar ist. Dabei steht Musik auch immer für sich selbst. Den Körper als Musikinstrument kennenzulernen, sich durch Musik äußern zu können, Gefühle ausdrücken zu können und Musik als eigene Sprache oder Medium sehen zu können.

 

Des Weiteren ist auf ihrer Website zu lesen, dass sie an der Yamaha Academy of music den Fachbereich der 0- bis 4-jährigen Kinder leiteten und als Ausbildungsleiterin im europäischen Raum tätig waren. Könnten Sie uns einen Einblick in Ihr damalige Arbeitsumfeld geben und schildern welchen Aufgaben sie nachgegangen sind?

Nachdem ich mein Zusatzstudium zur Musikpädagogin abgeschlossen hatte, hatte ich das große Glück, bei Yamaha zu landen. Yamaha ist eins der größten Franchiseunternehmen im Musikschulbereich. Zu Yamaha gibt es klare curriculare Unterrichtsprogramme, die in Japan und Deutschland entwickelt wurden, um die musikalischen Kompetenzen von Kindern von Anfang zu fördern. Als damalige Anfängerin in der Musikpädagogen Branche half mir das Curriculare Arbeiten sehr. In den fast 10 Jahren bei Yamaha habe ich wöchentlich bis zu 25 Eltern-Kind Gruppen musikalisch betreut. Wenn man das hochrechnet, sind in den 10 Jahren wohl einige Tausend Eltern mit Kindern in meinen Musikstunden gewesen.

Neben den Musikstunden war schnell klar, dass ich durch meine Erfahrung als Erzieherin, Yamaha mehr nach Außen begleiten konnte. Die Abteilung – „Kitakooperation“ mit allen Aufgaben, die zu einer Fachabteilung dazugehören, wurde von da an entwickelt. Von der Akquise bis hin zu Einstellung, Ausbildung und Betreuung der Lehrer und Kitas war ich für alle Belange verantwortlich.

Hamburg (Deutschland) stellt neben Frankreich und England einen der Hauptsitze von Yamaha. Die Zentrale betreut hier Franchisenehmer in allen Belangen der Musikschule. Da das Konzept in jedem Land gleich ist (bis auf einige landestypische Besonderheiten), mussten die Musiklehrer in den jeweiligen Ländern nach dem Curriculum Yamahas ausgebildet werden. Zu den Ländern gehören: Litauen, Polen, Ungarn, Tschechien, Griechenland, Zypern, Türkei… Meine Aufgabe war auch hier, die Musiklehrer vor Ort auszubilden, zu begleiten und zu betreuen. Hier wurde mir bewusst, dass Musik total universell ist und egal welche Sprache gesprochen wird, die Sprache der Musik überall verstanden wird. Es war eine tolle Zeit und Erfahrung

All die Erfahrungen, die ich in den letzten 25 machen durfte, fließen nun in die Online-Weiterbildung zum LÜTTE SKOL Musikpädagogen/in ein und es macht mir noch immer viel Freude, Musik mit den Kindern neu zu entdecken und die „Großen“ zu ermutigen, noch mehr Musik in den pädagogischen Alltag einfließen zu lassen.