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Zitiervorschlag

Mobile Niedrigseilgärten in der Kindertagesstätte

Volker Fischer

 

Bewegung, Gesundheit und Körpergefühl sind feste Bestandteile in den Bildungsplänen für die Arbeit in Kindertagesstätten. Mobile Niedrigseilgärten fördern Kinder in ihrer Körper- und Sinneswahrnehmung und ihrer sozialen Kompetenz.

Was ist ein mobiler Niedrigseilgarten?

Ein mobiler Niedrigseilgarten besteht aus mehreren künstlichen Hindernissen und praktischen Übungen aus Seilen und Gurten, die in sicherer Absprunghöhe installiert werden. Mobile niedrige Seilelemente können z.B. überall, wo Bäume sind, einfach und kurzfristig auf- und abgebaut werden. Dadurch wird ein hohes Maß an räumlicher Flexibilität erreicht. Der Seilgarten besteht aus unterschiedlichen Problemlöse- und Abenteueraufgaben für Einzelne oder für die Gruppe. Ein mobiler Waldseilgarten ist zudem umweltfreundlich, weil er keine "Spuren" in der Natur hinterlässt.

Ziele von mobilen Niedrigseilgärten

Ziel von mobilen Niedrigseilgärten in der professionellen Kinderbetreuung ist die Verbindung von Natur- und Umwelterziehung, Bewegungs- und Gesundheitspädagogik - übrigens mit einem wichtigen "Nebeneffekt": soziales Lernen in der Natur im Spannungsfeld von Kooperation und Kommunikation zu fördern.

Die Kinder werden ganzheitlich gefordert. Die Natur dient dabei nicht nur als Medium, sondern ebenso als "Stilmittel". Motorische Fertigkeiten und ökologisches Bewusstsein werden parallel angesprochen, die Selbst- und Fremdwahrnehmung wird verbessert.

Pädagogik, Naturerfahrung und Umweltbildung

In einem Niedrigseilgarten werden soziale Kompetenzen und Gruppendynamik sowie Körper- und Sinneswahrnehmung gefördert. Ebenso dienen sie der Gesundheitsprävention durch Bewegungs- und Körperkoordinationsübungen. Mit Geschick und Mut, Konzentration und Koordination erleben Kinder im mobilen Niedrigseilgarten Soziales Lernen in der Gruppe. Absprechen, anerkennen von Regeln, Rücksicht nehmen, sich helfen bestimmen die Aktionen. Die Förderung des Selbstvertrauens und des Selbstbewusstseins, das Entwickeln von Lösungsstrategien sowie die Förderung von Kooperation und Kommunikation sind weitere Ziele und Entwicklungschancen der Niedrigseilaktionen.

Das Sicherheitsgefühl bei Kindern und Jugendlichen und das subjektiv empfundene Risiko können in Wagnissituationen individuell sehr unterschiedlich sein. Das Prinzip Freiwilligkeit fördert die Eigenverantwortung und Selbstsicherheit. Freude im Spiel und Achtung vor der Natur, neue Möglichkeiten ausprobieren, sich entscheiden, sich bewegen und sich überwinden sind die wesentlichen Elemente persönlicher Entwicklungsmöglichkeiten eines Niedrigseilgartens.

Durch die spezielle Umgebung im Wald entsteht eine Abenteuerlandschaft mitten in der Natur. So können Kinder im mobilen Waldseilgarten ihre persönlichen Grenzen kennen lernen und überwinden. Neben der körperlichen und psychischen Herausforderung sowie dem sozialen Lernen in Gruppen wird bei mobilen Waldseilgärten vor allem eine intensive Naturerfahrung vermittelt.

So können z.B. an verschiedenen Projekttagen unterschiedliche Altersgruppen im mobilen Niedrigseilgarten betreut werden. Je nach Entwicklungsstand und Alter können die Kinder unterschiedliche Stationen nutzen.

Folgende Niedrigseilelemente eignen sich sehr gut zum Einstieg und können schnell auf- und wieder abgebaut werden.

  • Schaukeln
  • Kletternetz
  • Wechselbrücke
  • Schaukelbrücke
  • Seilgang
  • Hand- und Fußseile

Sicherheit und soziales Lernen

Ein mobiler Niedrigseilgarten benötigt keine aufwändigen Sicherungssysteme wie z.B. in einem Hochseilgarten. Hier ist immer ein kontrollierter Absprung möglich. Die relativ geringe Höhe von Niedrigseilelementen birgt dadurch kaum Verletzungsgefahr, reicht aber aus, um tolle Erlebnisse wie Balancieren und Hangeln, sich gegenseitig Halten sowie das Spiel mit der eigenen Schwerkraft intensiv erfahren zu können.

Die Gefahr eines unkontrollierten Sturzes wird durch die Sicherung anderer Gruppenmitglieder, die bereit sind, die Übenden zu stützen, ausgeschlossen. Dies wiederum fördert die soziale Verantwortung des Einzelnen sowie das Gruppengefühl. Der Schutz der Bäume wird durch fachgerechten und schonenden Umgang gewährleistet.

Wie finde ich geeignete Fortbildungen?

Es ist zu empfehlen, ein wenig Zeit in Fortbildung zum Thema zu investieren, da hier Grundlagentechniken von Niedrigseilelementen, Seil- und Materialkunde, Knotentechniken und Sicherheitsaspekte behandelt werden.

In Deutschland gibt es einige Anbieter von Seminaren und praktischen Workshops zum Thema Seilgärten. Erzieherinnen und Erzieher lernen hier die besonderen Möglichkeiten der mobilen Niedrigseilelemente kennen und können diese sofort als Multiplikatoren in ihren Einrichtungen anwenden.

Die Seminare sollten eine eindeutig praktische Ausrichtung haben, so dass die aufgebauten Seilelemente gleich auch ausprobiert werden können. Die Erzieherinnen sollten immer aktiv am Aufbau der Seilelemente beteiligt werden, so dass erste praktische Erfahrungen umgehend gemacht werden können. In begleitenden theoretischen Unterrichtsabschnitten sollten vor allem Seilkunde, Kenntnis verschiedener Knoten, Vermittlung von Sicherheitsstandards bei niedrigen Seilelementen und Fragen zum Baum- und Naturschutz vermittelt werden. Ein bis zwei Tage sind völlig ausreichend für die Vermittlung dieser Grundkenntnisse.

Literaturempfehlungen

Zwei gute Bücher zum Einstieg in das Thema sind:

  • "On-Line" von Wilfried Dewald und Christian Häußler, erschienen im Ziel-Verlag, Augsburg. Hier erfährt man viel über Seile und Knoten und Niedrigseilelemente. Außerdem bekommt man Anregungen, was man sonst noch so mit Seilen machen kann.
  • "Schaukelfee und Klettermax" von Alexandra Schwarzer. Hier werden unzählige niedrige Seilspielgeräte für Kinder im Wald vorgestellt sowie sinnvoll und praxisnah beschrieben, so dass man sie leicht selbst aufbauen kann.

Autor

Volker Fischer organisiert Fort- und Weiterbildungen für Erzieher/innen. Das jährliche Fortbildungsprogramm ist unter www.paediko.de zu finden.