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Zitiervorschlag

Rezension

Edward Summanen, Johanna Arpiainen: Das Familienbuch. Aschaffenburg: Alibri Verlag 2015, 32 Seiten, EUR 12,00 - direkt bestellen durch Anklicken

 

In Bilderbüchern findet man in der Regel nur "Bilderbuchfamilien": Mütter und Väter, die sich liebevoll um ihre Kinder kümmern. Aber schon Kleinkinder stellen fest, dass ihre Familie - oder die einer Freundin, eines Freundes, einer Nachbarin oder eines Nachbars - anders ist. Da fehlt ein Elternteil, dort gibt es einen leiblichen und einen Stiefvater, da leben Kinder bei zwei Frauen, dort bei Pflege- oder Adoptiveltern.

Der Schwede Edward Summanen, der mit einem Mann zusammenlebt, hat nun die Familienrealität in die Bilderbuchwelt hinein geholt: In dem von Johanna Arpiainen plakativ illustrierten Buch werden zunächst ganz verschiedene Familienformen vorgestellt - von nichtehelichen Lebensgemeinschaften über Teil- und Stieffamilien bis hin zu lesbischen bzw. homosexuellen Paaren mit Kindern. Und dann gibt es natürlich Familien mit einem Kind oder mit mehreren, mit im Haushalt lebenden Verwandten, Freunden oder Haustieren... Durch die Illustrationen von Johanna Arpiainen wird verdeutlicht, dass in Familien auch Menschen unterschiedlicher Hautfarbe bzw. aus verschiedenen Kulturen leben.

Und wie wird ein Kind in seine Familie "hineingeboren"? Auch hier beschreibt Edward Summanen nicht nur den "üblichen" Weg - dass eine Eizelle der Mutter mit einer Samenzelle des Vaters verschmilzt und daraus ein Fötus und später ein Baby entsteht. Nein, er geht ebenfalls auf die Reagenzglasbefruchtung, die Samenspende, die künstliche Befruchtung und die Adoption ein. Ferner stellt er dar, wo Ei- und Samenzellen entstehen, wie der Sexualakt abläuft, wieso es nicht immer zu einer Befruchtung kommt, was es mit Verhütung auf sich hat, wie eine Schwangerschaft verläuft und wie ein Neugeborenes versorgt werden muss.

Als ehemaliger Familienforscher kann ich Edward Summanen nur beglückwünschen, wie kurzweilig und kindgemäß er die verschiedenen Familienkonstellationen vorstellt und über Sexualität, Zeugung und Geburt schreibt. Eltern können das Bilderbuch einsetzen, um entsprechende Fragen ihrer Kinder zu beantworten und diese aufzuklären. Ferner können sie mit ihnen über die eigene Familienform im Vergleich zu anderen sprechen. Erzieher/innen können darüber hinaus das Buch im Rahmen eines Projekts "Familie" einsetzen. Das Buch ist auch für jüngere Schulkinder geeignet, die es mit großem Interesse selbst lesen werden.

Martin R. Textor