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Zitiervorschlag

Rezension

Tanja Draxler-Zenz: Töne sehen, Klänge fühlen. Körperwahrnehmung mit Klanginstrumenten fördern. München: Don Bosco 2016, 108 Seiten, EUR 17,95 - direkt bestellen durch Anklicken

 

Seit dem "Verschwinden" der klassischen Rhythmik - z.B. nach Mimi Scheiblauer oder Jacques Dalcroze - in der Ausbildung von Erzieher/innen klafft eine große Lücke in der Wahrnehmung des individuellen Rhythmus. Verfrühter Musikunterricht bildet keinerlei Ersatz.

So ist es eine Freude, das Buch von Tanja Draxler in die Hand zu nehmen. Sie führt uns auf den Klangerfahrungsweg der Kinder, die als "Ohrmenschen" auf die Welt kommen. Es geht der Autorin nicht um die perfekte Liedbegleitung mit dem Orff-Instrumentarium. Sie lädt uns und die Kinder stattdessen ein, uns auf Töne und Klänge einzulassen, sie mit dem ganzen Körper zu erfahren und zu genießen. Nicht nur die Ohren können Klänge wahrnehmen; wir können sie spüren und sehen. Diese Zugangsweise muss wieder Eingang in unsere Kitas finden.

Es geht der Autorin nicht darum, eine bestimmte Leistung oder Fertigkeit zu erreichen, sondern vielmehr um das Erleben, das Experimentieren, das aufmerksame Zuhören, die erhöhte Konzentration, das Spiel und die Freude am Entdecken von Klängen und Rhythmen - Erfahrung mit allen Sinnen, das Motto der Montessori-Pädagogik. Mit ihren Impulsen lockt uns die Autorin in das Klangabenteuer und auf Fantasiereisen.

Alles ist im Alltag der Kita möglich! Kleine Leseprobe: "Die Sonne scheint. Plötzlich aber bläst ein kräftiger Wind, der dunkle Wolken am Himmel aufziehen lässt (Kinder machen mit Hilfe ihres Mundes Windgeräusche). Es beginnt zu regnen. Erst noch ganz wenig (Kinder spielen leise mit ihren Rasseln oder Regenstäben). Dann immer mehr (Kinder spielen stärker mit ihren Rasseln oder Regenstäben). Es blitzt (Kinder klatschen in die Hände). Und donnert (Mit den Füßen auf den Boden trampeln)" (S. 73).

Für mich als begeisterte Rhythmik-Anhängerin war es ein Vergnügen, dieses Buch zu rezensieren. Ich empfehle es Erzieher/innen, Ausbilder/innen und Dozent/innen im frühpädagogischen Bereich.

Ingeborg Becker-Textor