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Zitiervorschlag

Ganzheitliche Bildung und Erziehung auf naturwissenschaftlicher Basis: Phylogenese und Ontogenese auf dem Weg vom Körperraum zum Hunderterbrett

Barbara Perras

 

Ontogenese, die Wiederholung der Phylogenese, benötigt eine entsprechende Umgebung

"Wenn wir die Anfänge des Denkens beim Menschenkind nachzuzeichnen versuchen, verstehen wir vielleicht auch die Entwicklung besser, die von unseren Primaten-Vorfahren hin zu den denkenden und redenden Angehörigen der Spezies Homo sapiens führte. Das heißt, wenn wir erforschen, wie Kinder fähig werden zu denken, stoßen wir dabei vielleicht auf den Ursprung der menschlichen Kultur" (Hobson 2003, S. 16).

"Die Vergangenheit ist der Schlüssel zu unserer Zukunft" (Louis Leakey - zitiert in Leakey/ Lewin 2001, S. 9).

"Wenn wir unsere Vergangenheit verstanden, wenn wir wußten, was uns zu dem geformt hat, was wir heute sind, dann, das spürte ich, konnten wir auch einen Blick in unsere Zukunft werfen. Der Homo sapiens, die biologische Art, zu der alle Menschen auf der Erde gehören, ist das Ergebnis einer besonderen Entwicklungsgeschichte. Das Wissen um diese Geschichte kann nach meiner Überzeugung in wichtigen Fragen das weitere Handeln unserer Art beeinflussen. Was wir vor allem brauchen, ist eine richtige Einschätzung unserer Beziehung zur übrigen Natur" (Leakey 2001, S. 9).

Geschichtliche Entwicklung unserer Vorfahren

Vor 60 Mio. Jahren waren die ersten Primaten maus- bis katzengroße Säugetiere. Sie überlebten das Aussterben der Dinosaurier aufgrund ihrer geringen Größe in entsprechenden Nischen. Komplexe Anpassungen wurden vollzogen, um den Anforderungen des Lebens in den Bäumen und später der Jagd gerecht zu werden:

  • Augenhöhlen und Augen rückten an die Vorderseite des Kopfes und ermöglichten das aufeinander abgestimmte Sehen mit beiden Augen - ein Vorteil für die Orientierung im dreidimensionalen Raum und für das Aufspüren oder Ergreifen kleiner Beutetiere auf kurze Entfernung.
  • Die Weiterentwicklung von Unterarm und Schultergürtel ermöglichte größere Beweglichkeit und sorgte dadurch vermutlich für größere Sicherheit bei der Fortbewegung und Ernährung in den Baumkronen. Die lange, gerade Elle und Speiche bildeten die beste Voraussetzung für das spätere Werfen.
  • Die Pfote behielt ihre archaische, aber außerordentlich nützliche Fünfzehenanordnung und erlaubte den Tieren, mit einzelnen Zehen oder Fingern zuzugreifen. Die Lücke zwischen Daumen und Zeigefinger konnte zwar geschlossen werden, aber der Daumen konnte noch nicht in eine Gegenstellung zu den anderen Fingern bewegt werden. Nägel ersetzten die Klauen an der Rückseite der Fingerendglieder, die innere Handfläche überzog sich mit einer empfindlichen, gefurchten Haut: Veränderungen, die die Fähigkeit zum Klettern und zur Fortbewegung an Stämmen und Ästen unterstützten und es dem Tier erlaubten, Früchte, Blätter und Insekten besser fassen und halten zu können.
  • Mit einer Verkürzung der Schnauze begann das Sehen den Geruch als die vorherrschende Sinneswahrnehmung zu verdrängen; Kiefer, Schädel und Zähne wandelten sich entsprechend der veränderten Ernährung.
  • Aus dem Riechhirn hat sich eine bestimmte anatomische Struktur entwickelt: das limbische System - im menschlichen Gehirn eine begrenzte Region, das aus mehreren Gebilden des Zwischenhirnbodens besteht. "In der Evolutionshierarchie der Tiere tritt es zum ersten Mal bei den Reptilien auf" (Vester 2002, S. 18 ff.). Dieser entwicklungsgeschichtlich recht alte Bereich des Gehirns bildet die Grenzlinie zwischen Verstand und Gefühl und kontrolliert das vegetative Nervensystem. In erster Linie ist es Sitz der Emotionen, Erinnerungen und (beim Menschen allerdings nur zu einem geringen Teil) des Geruchsinns.

Die ersten Menschenaffen lebten auf Bäumen und bewegten sich ausschließlich vierfüßig fort. Noch wies keine Art Veränderungen im Bereich des Brustkorbs und Schultergürtels auf, welche das ungehinderte Schwingklettern auf Bäumen ermöglichten (Wilson 2000, S. 29).

Rot-Grün-Sehen

Vor 35 Mio. Jahren erfolgte die Kontinentalverschiebung zwischen Afrika und Amerika, d.h. der südamerikanische Kontinent spaltete sich vom afrikanischen Erdteil ab. Während die Affen in Südamerika meist rotgrünblind sind, besitzen die afrikanischen Arten drei Zapfentypen für die Farben gelb, rot und grün. Dabei variiert die Verteilung zwischen roten und grünen Zapfentypen, die Summe beider ist jedoch immer dieselbe.

"Es gibt viele interessante Spekulationen darüber, warum denn der dritte Zapfentyp so wichtig war, z.B. dass dadurch die Unterscheidung zwischen roten reifen Früchten und grünen Blättern möglich wurde: Die Ernährung durch Blätter erfordert wesentlich mehr Stoffwechselenergie" (Gegenfurtner 2003, S. 104). Früchte lassen sich leichter verdauen, so dass die frei gewordene Energie dazu benutzt werden konnte, das Gehirn zu vergrößern. "Nach dieser gewagten Spekulation hätten wir also dem Farbensehen die Herausbildung des Homo sapiens zu verdanken. Wie dem auch sei, Tatsache ist, dass unter den Säugetieren nur die Primaten drei Zapfentypen aufweisen. Andere Säuger, wie z.B. Hunde oder Kühe, haben nur zwei Zapfentypen und sind damit rotgrünblind. Nicht nur die Kühe, sondern auch die Stiere, die also ganz genau so auf ein helles grünes Tuch reagieren würden" (Gegenfurtner 2003, S. 104).

Weitere einschneidende Entwicklungen

Zu Beginn der Geschichte der Hominiden wies die Hand von Affen und Menschenaffen verschiedene Formen auf. Die vier Finger besaßen im Wesentlichen die gleiche Gestalt (Wilson 2000, S. 30). "Eine weitere Entwicklung, die mit den Menschenaffen auftrat, war die Freisetzung des entfernten Endes der Elle (des großen Unterarmknochens, der auf der Seite des kleinen Fingers an das Handgelenk stößt). Diese Veränderung dürfte von entscheidender Bedeutung für die hangelnde Fortbewegung gewesen sein, weil sie die Drehfähigkeit des Arms unterhalb des Ellbogens erhöhte, eine Fähigkeit, die erforderlich war, um den Körper unter dem Arm nach vorne zu schwingen, und damit war das Schwingschaukeln möglich. Ferner erlaubte sie, die Hand am Gelenk vom Daumen wegzukippen" (Wilson 2000, S. 32). Statt des einfachen Affengriffes - wie er auch heute noch im Sport bezeichnet wird - konnten die Äste nun umfasst werden, und die Fortbewegung wurde sicherer.

Gleichzeitig zeigte sich eine erhebliche Umgestaltung von Becken und Bein: "Das Becken ist kurz, und die Oberschenkelgelenke an Hüfte und Knie sind im Prinzip eine gedrungene Version der menschlichen Anatomie" (Wilson 2000, S. 32).

Die Veränderungen der Hand lagen in den Gelenkflächen der Daumen-, Zeige- und Mittelfingerbasis, in der Größe und Ausrichtung, welche die Gelenkflächen der Handgelenkknochen zeigen, und im längeren Daumen im Vergleich zu den Fingern:

  • "Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger können einen 'Drei-Punkte-Feingriff' bilden, mit anderen Worten, die Hand kann unregelmäßig geformte Körper (zum Beispiel Steine) ergreifen und festhalten.
  • Gegenstände, die man zwischen Daumen und den Spitzen von Zeige- und Mittelfinger hält, können sehr exakt bewegt werden.
  • Man kann Steine in der Hand halten und mit ihnen wiederholt auf harte Gegenstände (beispielsweise Nüsse) einschlagen oder Wurzeln ausgraben, weil das neue Handgelenk besser als die Menschenaffenhand in der Lage ist, den Rückprall harter Schläge zu absorbieren" (Wilson 2000, S. 35).

Als unsere frühesten Vorfahren von den Bäumen herabstiegen, waren die minimalen Voraussetzungen, die zum Überleben mit Hilfe von Steinen erforderlich waren, zum ersten Mal vollständig in einer Affenhand versammelt.

Warum verkümmerte der Hominidenarm nicht, nachdem seine ursprüngliche Funktion der Fortbewegung entfallen war?

Gemäß dem Motto der Natur: "Was einmal entwickelt wurde, wird auch weiterhin verwendet" waren die komplexen Funktionen in den erweiterten sensomotorischen Systemen des ZNS bereits weiträumig repräsentiert und vernetzt und dürften die Vermehrung der zweifüßigen Hominiden begünstigt haben (Wilson 2000, S. 74).

Der aufrechte Gang und die nachfolgenden Veränderungen der oberen Gliedmaßen waren der endgültige Auslöser für die Abspaltung der Menschen von der Primatenlinie. Die treibende Kraft für die Evolution des Hominidengehirns war das Gehirn selbst durch Anpassung an die Umwelt und passend Machen der Umwelt für das Individuum (Wilson 2000, S. 24).

Australopithecinen und Homo erectus

"Unsere vorrangige Anpassung in der Evolution, der aufrechte Gang, war eine Reaktion auf die Notwendigkeit, Nahrung in einer offenen Umgebung zu suchen, wo die Futterstellen weiter verstreut waren" (Leakey 2001, S. 71). "Irgendwann einmal, vor langer Zeit, mußte eine Spezies ungewöhnlicher Menschenaffen in Afrika ihre angestammte Heimat in den Wäldern verlassen, weil eine Abkühlung des Klimas die Baum bestandenen Flächen immer mehr zusammenschrumpfen ließ. Unsere einfallsreichen Affen ergriffen die ökologische Gelegenheit, die sich ihnen bot, und machten in ihrer neuen ökologischen Nische, dem offenen Grasland, eine Reihe entwicklungsgeschichtlicher Veränderungen durch." Sie standen auf zwei Beinen, stellten Steinwerkzeuge und Waffen für die Jagd her; ihre dolchähnlichen Reißzähne wurden immer kleiner, und gleichzeitig stieg die Größe des Gehirns langsam an (Leakey 2001, S. 23 f.).

Vor 10 Mio. Jahren war aufgrund von klimatischen Veränderungen und der Zerstückelung der Waldflächen die Nahrung auf Bäumen und Büschen immer weiter verteilt, so dass, um sie zu sammeln, immer weitere Wege zurückgelegt werden mussten. Der aufrechte Gang mit einer effizienteren Fortbewegung war die erste Anpassung der Hominiden an das Leben in einer Gegend, wo die Affen nicht leben konnten. Aufkeimende Intelligenz und frühe Zivilisation wurden in offenen Landschaften begünstigt, wo die Nahrungsvorkommen rar und ohne individuelle Anstrengung und Findigkeit nicht nutzbar waren (Henry Fairfield Osborn in: Kuckenberg 1999, S. 154).

Erst durch die "Vertreibung aus dem Paradies" wurde der Mensch zum Menschen. Diese Auffassung von der entwicklungshemmenden, degenerierenden Wirkung einer allzu üppigen Umwelt und den stimulierenden, Fortschritt und Kultur fördernden Kräften eher kärglicher Naturverhältnisse war bis vor wenigen Jahrzehnten so weit verbreitet, dass sie sich an einzelnen Denkrichtungen fest machen ließ (Kuckenberg 1999, S. 154).

Warum nahm erst eine Million Jahre, nachdem die Frühmenschen den aufrechten Gang erfunden hatten, bei Homo die Gehirngröße so plötzlich zu?

Erst als die Venenaustrittstellen im gleichen Tempo wie das Wachstum des menschlichen Gehirns zunahmen, verfügte das menschliche Gehirn über ein "Kühlersystem". "Gehirn und Schädelvenen hatten eindeutig eine gleichzeitige, rasch verlaufende Evolution durchgemacht" (Falk 1996, S. 171). Mit dem bipeden Gang veränderten sich auch die Hirngefäße, denn aufgrund der aufrechten Körperhaltung herrschten andere Druckverhältnisse im Schädel. Egal ob der Kopf waagrecht oder senkrecht gehalten wurde, ob er sich in der Sonne oder im Schatten befand, die Australopithecinen behielten anscheinend immer einen kühlen Kopf.

"Die grazilen Australopithecinen waren aus zweierlei Gründen schon aufrecht gegangen, bevor bei ihren Nachkommen (d.h. der Gattung Homo) das Gehirn explosionsartig zu wachsen begann. Zunächst einmal wirkt sich die Schwerkraft (in Form veränderter Druckverhältnisse) bei bipeden Tieren anders auf den Blutfluß aus als bei Vierfüßlern. Daraus ergibt sich zwangsläufig, daß das Blut durch andere Bahnen (sprich neue Venen und Blutsinus) fließen muß. ... Zweitens erlaubte es die Bipedie dem grazilen Typus, sich im Lebensraum Savanne auszubreiten, was allerdings mit einer vermehrten thermischen Belastung verbunden war" (Falk 1996, S. 175). Hitzestress und Schwerkraft bewirkten als Selektionsfaktoren, dass das Gefäßsystem der grazilen Australopithecinen (im Gegensatz zum robusten Typus) parallel zur Verbesserung des aufrechten Zweibeinganges immer komplexer wurde: Blut aus dem Schädel wurde in den Venenplexus im Nacken transportiert und das Gehirn wurde bei starker körperlicher Belastung kühl gehalten. Die thermischen Beschränkungen, welche einer Ausdehnung des Gehirns bisher entgegenstanden, waren beseitigt.

Homo habilis - der geschickte Mensch - sollte besser homo migrans - der wandernde Mensch - heißen. Er war wohl der älteste Vertreter von homo, der Afrika als erster Mensch mit unbekanntem Ziel verließ. Er besaß im Gegensatz zu den Australopithecinen nicht nur ein größeres Gehirn, sondern bereits einen ausgeprägten Frontallappen mit Broca-Zentrum, wie aus dem Endokranialausguß von ER 1470 hervorgeht. Deshalb wird vermutet, dass Homo habilis bereits über eine rudimentäre Sprache verfügte. Die Untersuchungen von zwei Millionen Jahren alten Steinwerkzeugen lassen darauf schließen, dass die Hominiden, die diese Werkzeuge anfertigten, Rechtshänder waren. "Da das Broca-Zentrum und der Cortexbereich, der die Bewegungen der rechten Hand kontrolliert, direkt nebeneinander liegen, überrascht es kaum, daß man gleichzeitig Hinweise auf zwei Fähigkeiten (Sprache und Rechtshändigkeit) in einem einzigen Fossil findet. Darüber hinaus ist ein aus großen Felsbrocken zusammengesetzter, vor 1,8 Millionen Jahren in der Olduwaischlucht angelegter Kreis ein möglicher Beweis, daß sich Homo habilis evtl. schon einen Unterstand gebaut hat" (Falk 1996, S. 179).

Der Geist des modernen Menschen hat sich durch eine Reihe größerer Anpassungsschritte aus dem Primatengeist entwickelt:

  • Die Handkontrolle bedeutete zum ersten Mal in der Evolution die Vereinigung visueller, taktiler und propriozeptiver Rückmeldungen in einem Handlungssystem (Propriozeption: die Wahrnehmung der eigenen Körperlage durch spezielle Rezeptoren in Muskeln, Gelenken, Sehnen, Bändern und Haut). Damit übernahm das Sehen als vorherrschender, weiter von der Körpermitte entfernt liegender Sinn die direkte Kontrolle und Abstimmung der Handlungen. (Wilson 2000, S. 58)
  • Das Gleichgewicht: Die entsprechenden Wahrnehmungs- und Kontrollaufgaben sind dem Bewusstsein vollkommen entzogen. "Es sind einfach zu viele Informationen über Gelenkstellungen und Gewichtsverteilungen zu sammeln und zu analysieren, und das Gehirn hat zu viele Trägheits- und Kraftgleichungen gleichzeitig mit einem Minimum an Zeitaufwand zu lösen" (Wilson 2000, S. 77). Ein Mensch, der sich bewegt, muss seinen Schwerpunkt immer wieder neu finden. Dabei helfen ihm die Sinneswahrnehmungen des visuellen Systems über die Augenmuskelkerne in Zusammenarbeit mit dem Vestibulärsystem im Ohr, die Propriozeption oder kinestetische Wahrnehmung und der Schultergürtel mit all seinen motorischen Aufgaben. Das ursprüngliche Zentrum im Körpermittelpunkt nehmen wir heute noch war, wenn uns aufgrund von Reizüberflutung z.B. beim Schaukeln übel ist (und wir uns übergeben müssen). "Noch immer übt das Schulter-Gehirn seine dynamische Kontrolle der Muskelaktivität aus, wobei es sich in erster Linie auf das Sehen, die Gelenkstellung und den Muskelsinn verläßt. Daran hat sich nichts geändert" (Wilson 2000, S. 92).
  • Koevolution von Hand und Gehirn als folgenreichste vorsprachliche Anpassungsleistung.
  • Entwicklung von Lateralität und Händigkeit.
  • Die Hand wird artikulierendes Ausdrucksorgan.
  • Senso- und perzeptiv-motorische Verbindungen zwischen Hand und Gehirn mit aufgabenspezifischen Lernprozessen.
  • Das soziale gesellschaftliche "Schachspiel": Es ist eine große intellektuelle Herausforderung, größer als das Brettspiel selbst, denn hier wechseln die Figuren nicht nur unerwartet ihre Identität - Springer werden zu Läufern, Bauern zu Türmen usw. - , sondern manchmal wechseln sie sogar die Farbe und werden zu Gegnern.

Sieben Millionen Jahre Evolution - Ein eiserner Wille weiterzukommen, mit der Hoffnung, alles wird besser

"In Afrika entwickelte sich eine ungeheure Vielfalt biologischer Arten. Das Spektrum der Lebensräume war - und ist noch heute - atemberaubend: Der Kontinent war ein Motor der Evolution" (Leakey 2001, S. 99 ff.). Der aufrechte Gang, die Abwandlung des Gebisses, der Gebrauch der Hände, die Vergrößerung des Gehirns, die Fähigkeit, Lebensraum zu erweitern, und die Entstehung von Sprache lassen sich als Meilensteine auf dem Weg zum Heute, zum Homo sapiens ansehen. Doch diese sind nur im Rückblick von Bedeutung. Als Australopithecus afarensis lebte, war sie eine erfolgreiche, stabile Spezies und eigentlich auf keinem Weg irgendwohin (Leakey 2001, S. 343).

"Vor schätzungsweise fünf Millionen Jahren trennte sich eine Gruppe Menschenaffen von ihren Verwandten und schlug einen separaten Evolutionspfad ein, auf dem eines Tages der moderne Mensch wandern sollte. Das denkwürdige Ereignis fand in Ostafrika statt, und schon bald begannen unsere Vorfahren, auf zwei Beinen zu laufen" (Falk 1996, S. 9). Der aufrechte Gang war eine Reaktion auf die Notwendigkeit, Nahrung in einer offeneren Umgebung zu suchen, wo die Futterstellen weiter verstreut lagen (Leakey 2001, S. 71).

Die Zweibeinigkeit beim Menschen ist energiesparender als die Vierbeinigkeit der heutigen Affen. Verglichen mit gewöhnlichen Vierbeinern wie Hunden oder Pferden schnitten die Menschen in Bezug auf Energieausnutzung bei der Fortbewegung stets schlechter ab. Der Mensch stammt jedoch vom Affen ab und nicht vom Hund. "Das ist keine neue Erkenntnis, aber sie wurde bei derartigen Berechnungen bisher übersehen. Schimpansen sind in ihrer Energieausnutzung keine besonders guten Vierbeiner, besonders wenn es um große Entfernungen geht, denn ihre Art der Fortbewegung ist ein Mittelding zwischen dem Gehen auf der Erde und dem Klettern in den Bäumen" (Leakey/ Lewin 2001, S. 105).

Unsere Vorfahren verfügten trotz des aufrechten Ganges noch über eine abspreizbare und gut bewegliche große Zehe ("Affenzehe") als Klammerhilfe beim Klettern in Bäumen. "Der aufrechte Gang setzte sich also vermutlich nicht gleich so vollständig durch, wie man das lange Zeit glaubte - dennoch ist er zweifellos dasjenige menschliche Merkmal, das sich bei unseren Urahnen als erstes herausgebildet hat. Das markante Wachstum und die Umstrukturierung des Gehirns begannen erst zwei bis drei Millionen Jahre später" (Kuckenburg 1999, S. 87).

Homo ergaster war ein ausgezeichneter Läufer. Er konnte Langstrecken ohne Essen und Trinken überwinden. Er hatte das Bewusstsein, Teil einer Gruppe zu sein, und entwickelte Zusammenhalt. Der Verlust einer nahe stehenden Person bedeutete bereits Schmerz - vermutlich weinte er die erste Träne.

Homo erectus - der aufrecht gehende Mensch

"Alle frühen Hominidenarten hat man in Afrika gefunden, und zwar nur dort. Erst mit dem Homo erectus verbreiteten sich unsere Vorfahren über den schwarzen Kontinent hinaus - ein weiterer Grund, warum man den Homo erectus als wichtigen Wendepunkt in der Evolutionsgeschichte des Menschen betrachtet" (Leakey 2001, S. 89). "Alles, was es vor dem Homo erectus gab, war mehr oder weniger affenähnlich, und zwar in verschiedenen wichtigen Punkten: anatomischen Merkmalen, Lebensgeschichte und Verhalten. Und alles, was später kam, war eindeutig menschenähnlich" (Leakey 2001, S. 83).

Eine Abkühlung des Klimas ließ die Baum bestandenen Flächen immer mehr zusammenschrumpfen, und unsere Vorfahren machten in ihrer neuen ökologischen Nische, dem offenen Grasland, eine ganze Reihe entwicklungsgeschichtlicher Veränderungen durch, unter anderem einen sprunghaften Anstieg der Gehirngröße mit entsprechender Steigerung der geistigen Fähigkeiten. "Nach meiner Überzeugung begannen bei ihm (Homo erectus) zum erstenmal wirkliche Leidenschaft, Moral und bewußte Wahrnehmung zu sprießen, die wir heute als Kennzeichen des Menschlichen schätzen" (Leakey 2001, S. 83). "Aber wenn dieses Gefühl des Menschseins irgendwann in der Evolutionsgeschichte entstanden ist, muss es dennoch aus Einzelteilen zusammengesetzt sein, die sich mit Sicherheit auch identifizieren lassen" (Leakey 2001, S.15). Homo erectus war Jäger, kein Aasfresser. Er verfügte über gute Organisation und Spezialisierung, nutzte alle Ressourcen aus. Er war Opportunist und löste die ersten (Entwicklungs-) Revolutionen aus. Beim gemeinsamen Mahl essen erst die Erwachsenen, dann die Kinder.

Vor 500.000 Jahren brachte ein Unwetter durch Zufall das Feuer. Zunächst bot es nur Wärme, und wilde Tiere wurden ferngehalten. Den Vorteil von gebratenem Fleisch bemerkten die Hominiden erst später: Es war leichter zu kauen und verursachte weniger Magenschmerzen. Das Feuer wurde an mehreren Orten (Frankreich, China) zur etwa selben Zeit entdeckt.

Das Gehirnvolumen wuchs innerhalb von drei Millionen Jahren um das Dreifache an - "eine unter evolutionsbiologischen Gesichtspunkten fast unglaubliche Steigerung, die nur durch eine schrittweise Umbildung des gesamten Schädels möglich wurde. Mit der zunehmenden Vergrößerung des Hirnschädels ging nämlich eine fortschreitende Verkleinerung des Gesichtschädels einher, die zusammen mit dem allmählichen Zurücktreten der sonst bei den Primaten üblichen Schnauzenbildung eine zunehmende Annäherung an die charakteristisch "menschliche" Gesichtsform zur Folge hatte (Kuckenburg 1999, S. 88). Mit der Verkürzung des Gesichts rückten die Zähne näher an das Kiefergelenk, und das Kauen wurde effizienter.

Mit dem Größenwachstum veränderte sich das Gehirn nicht nur quantitativ, sondern vor allem auch qualitativ. Auslöser dieser "Explosion" ist vermutlich nicht eine einzige Ursache, sondern vielmehr die Gesamtheit der Veränderungen. "Zumindest an der Oberfläche hat sich das Hominidengehirn vor zwei Millionen Jahren umorganisiert und vom Affen-Standard wegentwickelt. Zu diesem Entschluss kam Dean Falk; sie untersuchte die Einprägungen, die das Gehirn an der Innenseite des Schädelknochens hinterlässt. ... Die Australopithecinen hatten noch ein affenähnliches Faltenmuster - dann, vor zwei Millionen Jahren, begann sich beim Frontallappen ein eher menschenähnliches Muster abzuzeichnen" (Calvin 2000, S. 233).

Menschen können mehrere Aufgaben gleichzeitig lösen, Schimpansen sind dazu nicht in der Lage. "So wäre es für sie ein großes Problem, gleichzeitig zu gehen und Kaugummi zu kauen" (Falk 1996, S. 65). Menschenaffen scheinen die Handlungen anderer Menschenaffen oder Menschen vorhersehen zu können, "allerdings vermögen sie nicht wie ein Mensch in die Zukunft zu planen, und es scheint ihnen auch ein Bewußtsein vom Tod zu fehlen" (Falk 1996, S. 65). Empathie und Altruismus beim Menschen entstehen parallel zum eigenen Bewusstsein: ohne Selbstbewusstsein kein Einfühlungsvermögen und Mitgefühl für andere - ohne Eigenliebe keine Nächstenliebe. "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst", steht in der Bibel, nicht: liebe Dich wie Deinen Nächsten". Die Psychoanalyse macht deutlich, wie eng der Zusammenhang zwischen dem ist, was in einem Menschen vorgeht, und dem, was zwischen ihm und einem anderen geschieht (Hobson 2003, S. 37).

téchné = (griech.) Kunstfertigkeit. Technische Hilfsmittel, Werkzeuge und Waffen schaffen Überlegenheit

Die Hominiden trugen bereits teilweise behauene Steine mit sich, so dass sie bei Bedarf Abschläge von ihnen machen konnten. Dieses räumlich-zeitliche Verhalten weist darauf hin, dass sie bereits besser organisieren und planen konnten als heutige Schimpansen. Sie hatten als "erste Geologen" bereits einen Blick für minderwertiges Gestein und sonderten dieses aus. Der nachfolgende Acheuléen fertigte seine Faustkeile vor 700.000 bis 500.000 Jahren in nahezu vollkommener Symmetrie - nicht nur in der Vorderansicht, sondern auch im Längs- und Querschnitt. "Diese Geräte vereinigten stammhaft, was sich später als reine Technik und reine Kunst trennt" (Kuckenburg 1999, S. 128 f.).

"Da es ihnen gleichermaßen am Instinkt wie an den natürlichen Waffen der Fleischfresser mangelte ... waren sie gezwungen, sich auf der Jagd nach Beute auf ihre höhere Intelligenz zu verlassen, (und) Intelligenz wurde im Kampf ums Dasein so wichtig wie nie zuvor" (Kuckenburg S. 151). Die geistige Evolution erhielt dadurch einen großen Anstoß. Der Mensch entwickelte starke Glieder für lange Fußmärsche, starke Lungen zum Rennen und einen schnellen Blick sowie Gewieftheit für die Jagd (Kuckenburg 1999, S. 153).

Der Mensch ist nicht zur Jagd geboren, sie wurde kulturell erworben. Deshalb war in den letzten zehntausend Jahren die vergleichsweise schnelle und problemlose Umstellung des größten Teils der Menschheit auf eine ganz andere Art der Nahrungsbeschaffung - auf Ackerbau und Viehzucht - möglich. "Bei einem 'geborenen' Raubtier wäre derartiges undenkbar: Unsere Hauskatzen jagen auch heute noch Mäuse, obwohl sie Jahrtausende der menschlichen Zähmung und Züchtung hinter sich haben und in ausreichender Menge Futter aus der Dose erhalten" (Kuckenburg 1999, S. 163).

Vor 40.000 Jahren entwickelte sich eine profundere, komplexere Art des Denkens. "Die modernen Handwerker des Aurignacien schlugen von oben auf den Feuerstein, so daß er in viele Splitter zerbrach, die verschiedene Verwendungszwecke hatten: Kratzer, Messer, Speerspitzen, Gravierwerkzeug, Bohrer usw. Dies weist auf viel komplexere Gedankengänge hin." "Der Neandertaler hatte nur einen Zweck im Sinn, er stellte ein einfaches paläolithisches Taschenmesser her. Der moderne Mensch produzierte ein steinzeitliches Schweizer Messer" (Kuckenburg 1999, S. 136).

Je weiter sich der Mensch nach Norden ausbreitete, umso bedeutsamer und unverzichtbarer wurde für ihn die Jagd. Die Großtierjagd musste durch Klimaabkühlungen verstärkt worden sein: Mit der Schrumpfung des Pflanzenreichtums schwand auch die niedere Tierwelt dahin. Die Jagd und die Fleischnahrung bilden neben des aufrechten Ganges, der sprachlichen Verständigung und des Werkzeuggebrauchs einen weiteren Motor der Evolution. Die Fleischkost verkürzte die Zeitdauer der Verdauungsvorgänge und bot dem Gehirn die zu seiner Ernährung und Entwicklung nötigen Stoffe weit reichlicher als Pflanzenkost.

"Das Gehirn macht zwar nur etwa zwei Prozent unseres Körpergewichts aus, so betonen die Experten, doch es verbraucht beim heutigen erwachsenen Menschen etwa ein Viertel der dem Körper zugeführten Energie, beim Säugling sogar rund 60 Prozent" (Kuckenburg 1999, S. 151).

"Es gibt keine Hinweise auf häufige Gewalttaten oder Kriege in der menschlichen Frühgeschichte; das änderte sich erst vor etwa 10.000 Jahren, als die Menschen anfingen, Nahrungsmittel selbst zu erzeugen, also mit dem Beginn der Landwirtschaft" (Leakey 2001, S. 12).

Geburt - der schwierige Weg ans Land

Ebbe und Flut ermöglichten einen leichteren Übergang vom Wasser ans Land. Die Entwicklung von Amphibien zu Reptilien und Wirbeltieren war ein einschneidender Schritt in unserer Entwicklung, auch wenn er Milliarden Jahre zurückliegt. Die Geburt symbolisiert dieses Ereignis. Jedoch wurden nicht alle Lebewesen am Land glücklich: Die Wale zog es trotz der bereits an die Luft angepasste Atmung wieder zurück ins Meer.

Eine Geburt ohne Schmerzen ist von jeher der allzu verständliche Traum von Frauen. Leider wird heute allzu oft die Entbindung per Kaiserschnitt bevorzugt. Jedes vierte Kind kommt per Kaiserschnitt zur Welt. Während meiner über 26jährigen Berufstätigkeit fiel mir zunehmend auf, dass nahezu alle auffälligeren und verhaltensoriginellen Kinder Schnittenbindungen oder Problemschwangerschaften waren. Kinder mit Gleichgewichtsproblemen und Bewegungsauffälligkeiten litten häufig unter Ohrenschmerzen und Mittelohrentzündungen oder bekamen Röhrchen eingesetzt, damit der Paukenerguss (Flüssigkeitsansammlung) im Ohr abfließen konnte. Oft traten Kombinationen der genannten Ursachen auf. Später, als ich enger mit Ergotherapeuten zusammenarbeitete, konnte ich meine Vermutungen sogar statistisch belegen.

Durch den Stress und die Adrenalin-Ausschüttung während der vaginalen Geburt sind die Mutter und das Neugeborene hellwach und besonders aufmerksam. Die Geburtswehen bereiten den Säugling auf das Leben außerhalb des Mutterleibs vor: auf die Schwerkraft und auf die Atmung, und durch die Aktivität von Mutter und Kind wird der Verdauungstrakt stimuliert. Bei den Tieren erfolgt diese Stimulation durch das intensive Ablecken der Jungen. "Um die Blasen- und Darmtätigkeit anzuregen lecken die Tiere den Bereich um das Perineum, zwischen Genitalien und After, am häufigsten" (Perras-Emmer, Barbara: Selbstbewusstsein im Kinderalltag. Möglichkeiten der Förderung im Kindergarten. www.kindergartenpaedagogik.de/426.html).

Die Aufgabe der Erzieherin im vorschulischen Bereich kann und muss es sein, beginnende Auffälligkeiten wahrzunehmen und eng mit den Eltern zusammenzuarbeiten. Sie hat viele Möglichkeiten - mit Unterstützung von psychosozialen Diensten und Therapeuten - auch im Kindergarten die Kinder entsprechend zu fördern. Das meines Erachtens beste Angebot bleibt, die folgenden natürlichen Entwicklungsschritte intensiv zu beobachten, dem Kind die Möglichkeit zu geben, seine echten Bedürfnisse zu befriedigen, am Modell zu lernen und eher unauffällig - z.B. im Umgang mit jüngeren Kindern oder mit entsprechendem Material (hier wird oft der Kriechtunnel als Geburtskanal zitiert) - Versäumtes nachzuholen.

Muttermilch - Fett und Eiweiß - die ideale Nahrung fürs Gehirn und die Nervenbahnen

Das Gehirn unserer Vorfahren begann überdurchschnittlich zu wachsen, als Fleisch zur täglichen Nahrung wurde. Unsere Nervenbahnen werden durch häufiges Benutzen "gleich einer Stromleitung isoliert". Das geschieht mittels einer Fett-Eiweiß-Schicht, der so genannten Myelinscheide, welche die Neuronen überzieht. Die ideale Basis bietet die Zusammensetzung der Muttermilch, welche sich ständig entsprechend den Entwicklungsbedürfnissen des Säuglings verändert.

Etwa nach der Hälfte der Schwangerschaft und bis zwei Jahre nach der Geburt reagiert das Gehirnwachstum hochempfindlich auf die Quantität und die Qualität der Nahrung, mit der es versorgt wird. "Diese empfindliche Phase fällt mit dem massiven Wachstum von Synapsen, Dendriten und Myelinscheiden zusammen, die das Gehirn vernetzen und damit sein Gesamtgewicht erheblich vergrößern" (Eliot 2001, S. 70).

Hautkontakt und emotionale Präsenz anderer

Was man am eigenen Leib gespürt hat, was buchstäblich unter die Haut gegangen ist, kann man richtig erfassen und begreifen. Spürreize tragen wesentlich dazu bei, dass sich unser Gehirn entwickelt und strukturiert. Gefühllose und schlaffe Kinder mit wenig Schmerzempfinden lernen häufig auch spät sprechen, während taktil überempfindliche kleine Leute sehr früh über einen exzellenten Wortschatz verfügen.

Die emotionale Präsenz anderer kann also darüber entscheiden, inwieweit der Mensch überhaupt zum Denken in der Lage ist. Als größtes und zum Zeitpunkt der Geburt am weitesten entwickeltes Sinnesorgan bestimmt die Haut die Entwicklung des Säuglings. Experimente mit bildgebenden Untersuchungsverfahren haben gezeigt, dass die primären taktilen und motorischen Regionen des Gehirns die einzigen Kortexfelder sind, die bei Neugeborenen irgendeine signifikante Aktivität zeigen. Emotionale Präsenz ist auch später wichtig, wenn die Erzieherin im Kindergarten die Bedeutung von Neugierde erkennt, Kinder forschen lässt und ihnen dabei das Gefühl vermittelt, dass sie genau das Richtige - Wichtige tun.

Tragzeit - getragen werden

Die Reizarmut in der Gebärmutter scheint für die frühe Gehirnentwicklung gerade richtig zu sein; die weitere Entwicklung benötigt jedoch Anregung und Austausch. Um fertig entwickelt - gleich eines Nestflüchters - auf die Welt zu kommen, müsste der menschliche Säugling 18 bis 21 Monate in uterus getragen werden. Neben den biologischen Begründungen (Perras-Emmer, Barbara: Selbstbewusstsein im Kinderalltag. Möglichkeiten der Förderung im Kindergarten. www.kindergartenpaedagogik.de/426.html), wie der große Kopf des Säuglings und der enge Geburtskanal aufgrund der aufrechten Haltung und der Juvenilisierung (Bevorzugung von jugendlichen Merkmalen bei der Partnerwahl wie z.B. große Augen, schmales Becken usw.), ermöglicht die frühe Geburt dem Menschen, angelegte Voraussetzungen für Kultur und Sprache in dem individuellen Umfeld seiner Familie zu lernen. Wir könnten tausend Leben leben und leben doch nur eines mit der erworbenen Sprache (evtl. Sprachen bei zweisprachiger Erziehung) und der Kultur unserer ersten Lebensjahre. Maria Montessori bezeichnete diesen Abschnitt mit absorbierender Geist des Kindes: Es saugt gleich einem Schwamm alles aus seiner Umgebung auf, um es zu integrieren und seine Persönlichkeit darauf aufzubauen.

Die Befriedigung der drei Basissinne - Tastsinn, Gleichgewicht und Propriozeption - ist die wichtigste Voraussetzung für eine gesunde und intelligente Entwicklung. Erst das Sozialverhalten machte das menschliche Gehirn zu dem, was es heute ist, und eine erfolgreiche Unterstützung der genannten "Eigensinne" oder Nahsinne ermutigt den Säugling, emotionale Bindungen aufzunehmen. "Denken entsteht also im Grunde nicht aus etwas, das weniger als Denken ist, sondern aus etwas, das anders als Denken ist" (Hobson 2003, S. 18).

Bewegung auf vier Füßen - kein Entwicklungsschritt darf ausgelassen werden

Unsere Urahnen bewegten sich auf vier Füßen, bevor sie sich in die Linie der Hominiden und die Linie der Schimpansen spalteten. Während die Schimpansen heute noch die Fingerknöchel zur Unterstützung ihres Ganges verwenden, gelang es dem Menschen, sich vollkommen auf zwei Beine aufzurichten.

Fortbewegung auf vier Füßen bedeutet für unser visuelles System ein eingeschränktes Sichtfeld; der Begriff "vorne" beginnt für das Kind in der Bewegung zu entstehen. Diese Phase ermöglicht dem Kind, so viele Reize zu sehen, wie sein Gehirn verarbeiten kann, und vorläufig eingeschränkte Möglichkeiten, die Bewegungsrichtung zu wählen. Laterale und diagonale Bewegungsabläufe von Armen und Beinen regen das Gehirn des Säuglings an, beide Hälften gleichermaßen zu entwickeln und gleichzeitig zu vernetzen. Es gibt jedoch keine einheitliche Abfolge der motorischen Entwicklungsstadien, die alle Kinder durchlaufen. Die Möglichkeiten, verschiedenste elementare Fortbewegungsformen im Spiel nachzuholen oder zu üben, sind nahezu unbegrenzt (Tiere nachahmen, Rollbrett fahren usw.).

Denken wird erst möglich durch das, was vor dem Denken geschieht

"Die Behauptung, das Denken sei angeboren, kann ein Unwissen kaschieren. Sie lenkt davon ab, daß wir nicht durchschauen, wie geistige Fähigkeiten eigentlich entstehen" (Hobson 2003, S. 44). Denken entwickelt sich über die Zeit hinweg. Es gibt etwas, das beim menschlichen Säugling dem Denken vorausgeht und bei keiner anderen Spezies vorkommt. Worte sind Symbole, und der Symbolgebrauch ist das entscheidende Kennzeichen des menschlichen Denkens. "Der mentale Vorgang, den wir Symbolisieren nennen, vollzieht sich auch, wenn ein Kind eine Sache durch eine andere darstellt, zum Beispiel wenn es beim Spielen eine Schachtel zu einem Puppenbett erklärt" (Hobson 2003, S. 42). Oder wenn wir am Himmel in Wolken Delphine und Drachen sehen, wie es bereits in Hamlet beschrieben wurde (Akt II, Szene 3).

Förderung des Eigensinns - Propriozeption

Bereits das Wort Eigensinn hat für uns einen eher negativen Beigeschmack und wird mit Ungehorsam und Widerspruch oder Egoismus gleichgesetzt. Dabei kann ein Säugling bis zur Entdeckung seines Ichs und der klaren Differenzierung zwischen seiner Bezugsperson und sich selbst nicht im negativen Sinne verzogen werden. Er schreit, damit seine elementaren Bedürfnisse befriedigt werden - wenn er Hunger hat oder gewickelt werden soll. Dies erscheint uns legitim. Möchte er jedoch länger getragen, geschaukelt oder gekuschelt werden, als uns lieb ist, wird er meist in sein Bettchen gelegt, auch wenn er sich heftig dagegen wehrt und schreit, mit der Begründung, er soll nicht verzogen werden. "Druck und Zug an Muskeln, Sehnen und Gelenken übermitteln dem Gehirn Informationen über unseren Körper, über seine Tiefensensibilität." Diese Eigenwahrnehmung gibt uns ein Körpergefühl, ein Schema unseres Körpers und seiner Grenzen (Murphy-Witt 2000, S. 9). Tiefeninformationen sind wichtig, um Bewegungsabläufe planen und ausführen zu können, um die Muskelanspannung entsprechend dosieren zu können und um aufmerksam lernen zu können - schwimmen, sprechen und schreiben...

Schwerkraft und Lotrichtung

Durch die Schwerkraft wird das Kind bei der Geburt abrupt in einen sehr hilflosen Zustand versetzt. Kriechen, sitzen und gehen müssen wir dem Kind nicht beibringen, es eignet sich diese motorischen Fähigkeiten selbst an, wenn es sich seinem Entwicklungsstand entsprechend bewegen kann. Schnell erkennt das Kind den Unterschied zwischen fallen und rutschen, bei sich und mit Gegenständen. Es macht erste naturwissenschaftliche Erfahrungen, wenn es verschiedene Neigungswinkel vergleichen kann. Die Beständigkeit der Schwerkraft testet bereits der Säugling (im Hochstuhl) unermüdlich aus. Später erlebt das Kind unterschiedliche Falleigenschaften bei Ball und Luftballon, aber auch zwischen Steinen und Papier.

Gleichgewicht

"Zur Anatomie des inneren Ohres gehören drei C-förmige Röhren, die sogenannten Bogengänge. Sie stehen rechtwinklig aufeinander, wobei zwei von ihnen eine senkrechte Stellung einnehmen, und spielen eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts" (Leakey 1999, S. 59). Im Vergleich zum Affen sind die zwei senkrechten Kanäle wesentlich erweitert, vermutlich eine Anpassung an den aufrechten Gang der Zweibeiner. Bei den Australopithecinen waren die Bogengänge noch affenähnlich, was vermuten lässt, dass sich die Erweiterung mit dem Erwerb des aufrechten Ganges entwickelte.

Die Gleichgewichtswahrnehmung wird gefördert durch

  • Federn (Matratzen, Trampolin, Sofa, Reisighaufen),
  • Schaukeln (Hängematte, Schaukelbrett, Kombinationen),
  • Drehen (Rollbrett, Rollkiste, Karussellplatte),
  • Drehen und Rollen und die Körperlängs- und -querachse (Tonnen, Röhren, Therapiekreisel),
  • Drehen um die Körpertiefenachse (Reckstange),
  • Balancieren (Wackelbrett, Pedalo, Schwebebalken).

Unten und Oben - Klettern als Start der räumlichen Entwicklung

Ein Kind entwickelt sich in vorgegebenen Raumrichtungen: innen - außen, unten - oben, vorne - hinten, links und rechts. Es ist wichtig, dass es genug Gelegenheit bekommt, alle Richtungen nacheinander zu verinnerlichen, um zu guter Letzt die

Lateralität selbständig zu entwickeln

"Linke und rechte Hirnhälfte haben unterschiedliche Aufgaben. Die linke Hälfte ist zuständig für logisches Denken, Lesen, Analysieren, Detaillieren, Zählen und Berechnen sowie für alles, was mit Sprache auf der Ebene von Grammatik, Syntax und Semantik zu tun hat." In ihr sind jene psychologischen Programme gespeichert, die angelerntes Wissen verarbeiten (Simon 2001, S. 138). "Die rechte Hirnhälfte denkt in Bildern. Sie ist zuständig für Ihre Körpersprache, Gefühle und Ihre Kreativität. Sie arbeitet ganzheitlich. In ihr werden neue Ideen produziert. Sie ist in gewisser Hinsicht leistungsfähiger als die linke Hälfte, da in ihr die psychologischen Programme für angeborene Fähigkeiten arbeiten" (Simon 2001, S. 139). Beide Hirnhälften arbeiten zusammen. Sie sind über den so genannten "Balken" mit einigen Millionen Nervenfasern verbunden. Übungen zur Kreuzung der Körpermittellinie mit Augen, Armen und Beinen (Kinesiologie) fördern das Zusammenspiel beider Hemisphären.

Die Spezialisierung der Gehirnhälften ist entwicklungsgeschichtlich relativ neu, sie begann erst vor ca. 50.000 Jahren. Die Basis für beide Hemisphären ist dieselbe. Während die rechte, bildlich denkende Hälfte Vorhandenes weiter verfeinerte und spezialisierte, erwarb die linke Hälfte neue Programme für Sprache, Mathematik und Wissenschaft. Dieser letzte Entwicklungsabschnitt des Gehirns entspricht in der Entwicklung eines Kindes der Zeit für konkrete (ab dem 7. Lebensjahr) und abstrakte Denkoperationen (ab dem 11. Lebensjahr).

"Die Entwicklung der Frontallappen (Stirnlappen), die relative Größe des Assoziationscortex sowie das Ausmaß der Unterschiede zwischen beiden Hemisphären (die sogenannte Lateralität des Gehirns)" machen das menschliche Gehirn zu etwas Besonderem (Falk 1996, S. 67).

Gefühle - nein danke!?

Leider werden Emotionen auch heute noch als weibisch und schwächlich verpönt. Wir vergessen dabei, dass das Gehirn auf älteren Schichten aufbaut und unbedingt auf die Stimulation der Basis angewiesen ist. Wir wissen mehr als unser Gehirn mit seinem Bewusstsein, das hat nicht nur die Psychoanalyse mit ihrem Blick auf das Unbewusste und Unterbewusstsein bewiesen. Radfahren z.B. ist auch Können und Wissen und ohne, dass wir lange darüber nachdenken müssen, machen wir uns diese Fähigkeit zunutze. Es gibt erst "seit circa fünfzigtausend Jahren die Arbeitsteilung von linker und rechter Seite, also erst, seitdem wir Menschen mit dem Verstand denken und handeln. Sprache, Mathematik und Wissenschaft hatten, gemessen an der gesamten Entwicklungsgeschichte des Gehirns, nur wenig Zeit, ihre Programme im Kopf zu installieren" (Simon 2001, S. 139 f.).

Die neuere Forderung, eine Fremdsprache vor der Einschulung zu erlernen, basiert auf den neurologischen Erkenntnissen, dass sowohl die Muttersprache wie auch eine Zweitsprache zunächst mit der rechten Hirnhälfte erlernt werden. Erst später, etwa in der Pubertät, unterscheidet unser Gehirn zwischen Muttersprache und Fremdsprache. Und in der eigenen Sprache sind die Kinder besonders fit, können die Grammatik sozusagen "aus dem Bauch raus" begründen und anwenden.

Bedürfnisse und Motivation

Nach Abraham Maslow (1954) sind motivationsauslösende Bedürfnisse rangmäßig gegliedert in Selbsterhaltungsbedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse, Gemeinschaftsbedürfnisse, Anerkennungsbedürfnisse und Selbstentfaltungsbedürfnisse. "Erst wenn das niedrigere Bedürfnis befriedigt ist, wirkt das nächsthöhere motivierend" (Simon 2001, S. 159). Konkret heißt das: Wenn Kinder Durst oder Hunger haben, werden sie sich kaum auf Gemeinschaftserlebnisse einlassen können. Vorrangig ist, das primäre Erlebnis zu stillen, statt noch eins drauf zu setzen und an ihr Anerkennungsbedürfnis zu appellieren.

Für viele Lerninhalte versuchen wir die Kinder mit unserer Anerkennung zu motivieren; dabei könnten diese durch rangniedrigere Bedürfnisse effektivere Motivation erhalten. Das zurzeit stark strapazierte Zitat: "Wer nicht rückwärts laufen kann, kann auch nicht Minusrechnen" ist ein Beweis dafür, dass rückwärts laufen, nach hinten sehen, sich bildlich vorzustellen, was hinter mir ist, nicht nur der Selbsterhaltung und der Sicherheit dienen, sondern auch mathematisches Lernen bedeuten. Die kindlichen Basisbedürfnisse sehen, erkennen, verstehen und begleiten nutzt die Eigenmotivation der Kinder und macht sie unabhängiger von äußeren Verstärkern und unserer Anerkennung. Ihr kindliches Selbstwertgefühl und ihr Selbstbewusstsein werden gesteigert. Sie lernen in diesem Alter bildlich und verarbeiten ihr Können mit der rechten Gehirnhälfte, anstatt isoliertes Wissen links zu speichern und es später linkisch (ungeschickt) anzuwenden.

Wort, Schrift und Symbole oder Geometrie?

"Das Begreifen und Benutzen von Symbolen ist integraler Bestandteil der spezifisch menschlichen Formen des Denkens" (Hobson 2003, S. 43). Aus der darstellenden Kunst unserer Vorfahren in Höhlenmalereien und vorher vermutlich in Sandbildern entstanden später Muster und geometrische Zeichen. Die Abbildung von Symbolen ging schneller und einfacher und führte schließlich zur Schrift.

Kinder können mit einfacheren Spielmaterialien beim Als-Ob-Spiel den Umgang mit Symbolen üben. Ein Karton ist jetzt ein Puppenbett und kurz darauf eine Badewanne. "Nach Piaget deutet das Als-Ob-Spiel auf die Entwicklung der Fähigkeit des Kindes hin, etwas symbolisch zu repräsentieren; es geht also um die Fähigkeit, etwas zu nutzen, das für etwas anderes steht" (Astington 2000, S. 65). Es bedeutet aber auch die Fähigkeit eines Kindes, sich in andere einzufühlen und deren mentalen Zustand zu verstehen. Das Spiel wäre schnell beendet, wenn die Partner die Bedeutung der Symbole auch im raschen Wechsel nicht verstehen und übernehmen würden.

Kinder lieben alte Spiele und Dinge, welche urgeschichtlich in ihrem Inneren in Bildern vorhanden sind:

  • Das Baumhaus bietet Kindern Schutz und macht Erwachsenen Angst (Kinder können runter fallen),
  • Weidenhütten und Zelte vermitteln Geborgenheit,
  • Werfen und Schießen,
  • Sammeln - Zusammentragen nützlicher Sachen,
  • Jäger und Sammlerinnen - Arbeitsteilung,
  • das gemeinsame Essen - die Feier der erfolgreichen Jagd,
  • Höhlenmalerei - der Beginn fest gehaltener Sprache,
  • Spielen mit Sand - Kreativität und nonverbale Therapie,
  • Wasser - Erleben von Übergangsräumen,
  • Töpfern, Arbeiten mit Ton - Kreieren beständiger Dinge,
  • Feuer - Mittelpunkt des Lebens,
  • Ackerbau - Nutzbarmachen der Erde,
  • Viehzucht - Leben mit Tieren,
  • verschiedene Materialien (Steine, Bälle, Frisbeescheibe, Alltagsgegenstände).

Sprache

Im Vergleich zu anderen Primaten sitzt unser Kehlkopf sehr tief im Hals. Er hat zunächst eine höhere Position, doch während des zweiten Lebensjahres steigt er um mehrere Halswirbel tiefer, wobei sich der Vokaltrakt verlängert. "Ein längerer Vokaltrakt macht es möglich, daß die wenig differenzierten Töne, die der Kehlkopf hervorbringt, zu den trickreichsten Phonemen ausgestaltet werden, mit denen wir uns verständigen. Vor allem die Vokale können besser ausdifferenziert werden. Diese Verlängerung des Vokaltrakts bringt jedoch einen großen Nachteil mit sich: die Gefahr, an fester oder flüssiger Nahrung zu ersticken, die wir 'in den falschen Hals bekommen', so daß sie in den Lungen landet und nicht im Magen. Alle anderen Säugetieren (und menschliche Säuglinge von weniger als einem Jahr) haben im Hals eine anatomische Vorrichtung, die das im allgemeinen verhindert - doch offensichtlich überwiegen die Vorteile eines abgesenkten Kehlkopfes den Nachteil, allzu leicht an Nahrung zu ersticken oder an einer Aspirationspneunomie zu sterben" (Calvin 2000, S. 235).

"Was war so nützlich am Sprechen, weshalb wohnte ihm so viel Macht inne, daß es den erheblichen Nachteil des gelegentlichen Erstickens übertrumpfen konnte?" (Calvin 2000, S. 237). Weibliche Maßstäbe für die Fähigkeiten der Männchen könnten die Sprache auf immer höheres Niveau gebracht haben. Dafür muss ein Weibchen nichts weiter tun, als Männchen mit der Sprachleistung zu begünstigen, die mindestens so gut ist wie seine eigene. "Frauen haben einen höheren verbalen IQ - warum eigentlich? Die Antwort ist wahrscheinlich in Modifikationen der Entwicklung zu suchen, die vom Testosteron verursacht und durch die Präsenz eines Y-Chromosoms (das nur Männchen haben) verstärkt werden" (Calvin 2000, S. 238). "Die Möglichkeiten der Frauen, sich einen Partner zu wählen, wurden im Verlauf der Hominidenevolution dadurch erheblich verbessert, daß irgendwann der Ovulationszeitpunkt nicht mehr zu erkennen war. ... Die Unterdrückung der Östrussignale könnte dazu gedient haben, sozialverträglichere Männchen auszubilden, die häufiger eine Partnerbindung eingehen" (Calvin 2000 S. 239).

Mathe-Queens und Mathe-Kings

Nach Nancy Hoenisch aus den USA (Ausstellungseröffnung Mathe-Kings, Bremen August 2005) ist Mathematik eine Denkweise, welche das Kind selbst entwickeln muss. Bildnerisch stellte sie das in Form eines Flusses dar: auf der einen Seite die Kinder mit ihrer konkreten anschaulichen Denkweise, auf der anderen Seite die Erwachsenen mit ihrer abstrakten symbolischen Denkweise. Die Kinder müssen sich selbst eine Brücke über den Fluss bauen. Kinder, welche von den Erwachsenen einfach Zahlen zugeworfen bekommen, gehen unter. Nur Kinder, denen es gelingt, sechs stabile Brückpfeiler zu den Themen Sortieren / Klassifizieren, Muster / Symmetrien, Zahlen, Geometrie, Messen und Wiegen, Darstellung / Statistik zu bauen, schaffen es, den Fluss zu überqueren. Sie müssen oft wieder zurückgehen und die Konstruktion überprüfen, bevor sie sehr sicher auf der Erwachsenenseite sind. Die Kinder gehen unterschiedlich vor: die Stützpfeiler mit ihren drei Qualitäten oder Steigerungen (nach Piaget) werden zunächst alle in der ersten Stufe gebaut oder einzelnen Pfeiler haben Vorrang...

Kinder lernen das Zählen, und viele können dabei auch kleinen Zahlen keine Menge zuordnen. Die schwierigste Aufgabe für Kinder besteht darin, zu verstehen, dass die größeren Zahlen die kleineren beinhalten. Sie lernen in den Schritten 3 - 5 - 7 - 10 - 12. Drei, Sieben und Zwölf als magische Zahlen tauchen in unseren Märchen immer wieder auf, Fünf und Zehn lernen wir über den Gebrauch unserer Finger. Null oder nichts verstehen die Kinder erst sehr spät, deshalb bezwecken auch (verneinende) Anweisungen wie "Klettere nicht hinauf" oder ähnliche genau das Gegenteil. Das Kind versteht: "Hinaufklettern!"

Mengen zu subtrahieren, das Gegenteil von plus, verstehen die Kinder erst im Alter von sieben bis acht Jahren - nach Piaget in der konkreten Phase, in der die geistige Handlung abstrakter wird. In unseren Schule werden jedoch plus und minus, zuerst im Zehnerraum, dann im Zwanzigerraum und weiter, gleichzeitig unterrichtet. Zu einem Zeitpunkt, zu dem viele Kinder minus noch nicht verstehen, werden Aufgaben und Lösungen lediglich auswendig gelernt. Die Erfahrungen im Zahlenraum bis 100 zum Ende der zweiten Klasse sollen dann auf alle größeren Zahlen übertragen werden (können)!

Mathematik bedeutet mehr als Rechnen, Zahlen und räumliche Verhältnisse

Das Herkunftswörterbuch von Bertelsmann (1998) bezeichnet Mathematik als "Wissenschaft von den Zahlen, den ebenen und räumlichen Figuren", abgeleitet aus dem griechischen mathematike (techne) als Kunst des Lernens, Lehrens, Unterrichtens und mathematikos als lernbegierig, gelehrig, wissenschaftlich und mathema als das Gelernte, Gegenstand des Lernens, Kenntnisse, Wissen...

Mathematik ist also nicht nur ein Unterrichtsfach in der Schule mit Assoziationen wie Rechenaufgaben, Algebra und Geometrie, sondern eine Form des Denkens, bei dem das Kind seinen Sinn auf etwas richtet und dabei selbstständig sein eigenes Denken entwickelt. Es baut auf unzähligen Vorerfahrungen wie Sortieren, Verteilen, Klassifizieren, Ordnen und Zuordnen, Schütten, Messen, Wiegen, Vergleichen und Darstellen auf. Für die Verbindung von Zählen, Zahlen und Ziffern beginnt die sensible Phase sehr früh, zum Teil noch vor dem Kindergarteneintritt. Das Verständnis für Präpositionen wie vor und hinter oder vorher und nachher, welche für das Rechen unabdingbar sind, bildet sich parallel zur Bewegungsentwicklung. Räume, Längen und Rhythmus kann ein Kind (zunächst) nur über Bewegung wahrnehmen.

Wo befinde ich mich im Raum? Wo befinden sich Dinge im Raum? Die Übertragung dieser Erfahrungen auf ein Blatt oder ein Spielfeld sind als Raumlagewahrnehmung Vorbedingungen für mathematisches Denken. Aber auch das Aufwischen einer Pfütze oder Zusammenkehren von Sand sind mathematische Übungen (Montessori: "Mein Sinnesmaterial ist das eigentliche mathematische Material"). Kinder machen kleine Schritte, und doch sind zwei Schritte immer zwei Schritte, egal wie große diese sind. Kinder lernen ganzheitlich und spielerisch, dass Mengen unabhängig von der Größe der Dinge sind, dass geometrische Formen in unterschiedlichen Farben dargestellt werden können und dass ein halber Kuchen mehr sein kann als ein ganzer.

Die Definition des Wortes Mathematik bedeutet neben Lernen und Gelerntem aber auch die Art und Weise, wie Kindern ermöglicht wird, ihre Neugier zu befriedigen und mathematische Vorerfahrungen zu machen. Die Kunst des Lehrens und des Unterrichtens wird vom neuen Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan wieder aufgegriffen: "Kinder und Erwachsene sind gemeinsam Lernende und Lehrende zugleich", und die Eigenschaft lernbegierig beschreibt das Kind als aktiv Handelnden.

Größere Zahlen beinhalten kleinere

Die Erfahrung, dass zwei nicht etwas ganz anderes als eins ist, und drei nicht etwas ganz anderes als zwei ist, bedeutet den ersten mathematischen Lernschritt für ein Kind. Montessori ist mit ihren Perlenstäben und Perlenketten ein sehr gutes Anschauungsmaterial dafür gelungen. Ich glaube, dass mit Perlen und Perlenstäben der Inhalt größerer Zahlen ersichtlicher ist als mit eckigen Stangen (es sei denn, das Kind konnte umfangreiche Erfahrungen mit Montessorimaterial wie rote und numerische Stangen sammeln!). Aber auch ein Würfelbild beinhaltet sozusagen die kleineren Zahlen: In der Fünf ist die Eins, die Zwei, die Drei und die Vier "enthalten". Vielleicht wäre dies bei den anderen Zahlen noch ersichtlicher, wenn die Zwei als ein Punkt in der Mitte und ein Punkt in einer Ecke dargestellt wäre und die Vier auch einen Mittelpunkt und dafür nur drei Punkte in den Ecken hätte - solche Würfel lassen sich leicht selbst herstellen!

Auf dem Weg zum Hunderterbrett

Das Hunderterbrett, bekannt von Maria Montessori, ist die Einteilung eines quadratischen Feldes in 10 mal 10 Kästchen in gleicher Größe. Dazu gehören 100 Holzplättchen mit den Ziffern 1 bis 100 in einem Holzkästchen. Die verschiedenen Übungen sollen das Kind mit dem Zahlenraum bis 100 vertraut machen, d.h. es lernt, dass jede Zahl ihren eigenen Platz hat. Die Vergabe der Plätze erfolgt nach festen und logischen Regeln: Die niedrigen Zahlen beginnen links oben, die größte beendet rechts unten; alle runden Zehnerzahlen liegen in aufsteigender Reihenfolge untereinander usw.

Während der Umgang mit dem Hunderterbrett sehr starr ist, können Spiele mit ähnlicher Struktur Kinder beweglicher im Raum machen. Diese Wendigkeit ist eine ausgezeichnete Vorbereitung für das Rechnen mit verschiedenen Vorzeichen. PISA - der Ländervergleich zeigte, dass es bereits sehr schwierig sein kann, die Aufgabe 3 plus 8 mal 2 zu lösen. Die Regel "Punkt vor Strich" hat Vorrang vor der räumlichen Lage, von links nach rechts zu lösen.

Beginnend bei Paar-Spielen erarbeite ich mit den Kindern alle Zahlen und Quadratzahlen sozusagen "nebenbei" mit Regelspielen. Für meine Zielsetzung interessante Spiele vereinfache ich oft für kleinere oder schwächere Kinder. Memory ist ein gutes Spiel zur Raum-Lage-Wahrnehmung, doch die Kleinen sind damit zunächst überfordert. Deshalb habe ich die Paare jeweils in ein eckiges und ein rundes Exemplar "gegliedert". Es müssen immer eine runde und eine quadratische Karte aufgedeckt werden, dadurch wird das Gefühl für zwei entwickelt.

Die einfachste Quadratzahl ist die vier. Diese "üben" bereits Kleinkinder, wenn sie Formen aus Holz sortieren:

  • Einen Würfel, einen "halben" Würfel (Prisma mit rechteckiger Grundfläche) mit schmalen Seiten, ein dreiseitiges Prisma und einen Zylinder durch entsprechende Öffnungen in einen Holzkasten werfen (Sortierkasten von Jako-o oder Ikea).
  • Die Formen Kreis mit einer Bohrung, Rechteck mit zwei, Dreieck mit drei und Quadrat mit 4 Bohrlöchern auf entsprechende Holzstäbe stecken (Sortierbrett von Jako-o).
  • Ein Würfel-Bilderpuzzle lösen, bei dem sechs verschiedene Bilder entsprechend der Würfelseiten möglich sind.

Magnetspiele wie die Tinny Tqys Box I von Westermann oder Geolino von Leopardy führen zu größeren Räumen. Nach Aufgaben in kleinen Quadraten mit 4 Spielsteinen in rot, weiß und rot/weiß diagonal halbiert kommt die Steigerung zu Quadraten mit 9 bzw. 16 Spielsteinen. Geolino hat 6 Formen in den Farben gelb, orange, violett, blau, grün und rot. Das violette Teil ist quadratisch und das kleinste. Es ist sozusagen die Grundform für die anderen, welche sich aus mehreren dieser zusammensetzen. Das grüne Teil ist dreimal so groß wie das violette und bildet einen rechten Winkel, die anderen Formen bestehen aus je vier Grundeinheiten und bilden gelb ein T, blau ein Z, rot ein L und orange eine große Quadratfläche. Ziel beider Spiele ist es, Formen nachzulegen und als Steigerung ihre Lage im Raum zu erkennen. Die Weiterführung bei Geolino ist das Zuordnen der Flächen nach Farbkreuzen bzw. nach ihrem Umriss, welcher in einer neutralen Linie vorgegeben ist. Diese ist wiederum eine Hinführung zu Logeo, einem Strategiespiel von Nicola und Christoph Haas.

Logeo ist eine kleine Holzplatte mit 3 mal 3 abgesenkten quadratischen Feldern und 9 passenden Holzplättchen mit aufgeklebten Formen: je einem Dreieck, einem Kreis und einem Quadrat in blau, rot und gelb. Die Spielvorlage unterscheidet 7 Spielserien von A bis G mit jeweils 5 Aufgaben. Die Lösung der Aufgaben beginnt links oben (Dabei kann das Arbeitsvorgehen der Kinder gut beobachtet werden!). In den Aufgaben A sind (nacheinander immer nur eine Form) alle Formen an ihren Originalplätzen abgebildet. In B ist der jeweilige Spielstein neben dem Raster abgebildet und sein Platz grau hervorgehoben. In C werden als Steigerung von B nach und nach immer mehr Linien weggelassen; fehlende Informationen müssen durch Kombination ersetzt werden. Die Aufgabenstellung wird immer schwieriger: mal wird nur die Farbe vorgegeben, ein anderes Mal nur die Form. Den Schluss bilden Kombinationen aus allen vorangegangenen Varianten. Auf den letzten Seiten wird dem Kind die Möglichkeit geboten, seine Lösungen selbst zu überprüfen. Eine wunderbare Ergänzung zu Logeo bilden die von mir entworfenen Rollbretter mit den dazugehörigen Auflagen in den drei Grundfarben.

Das Kartenspiel Set von Ravensburger befasst sich ebenfalls mit der Dreiermenge. 12 von 81 Karten werden aufgedeckt und zu einer Auslage von 3 x 4 Karten angeordnet. Die Karten unterscheiden sich in vier Eigenschaften:

  1. Menge: 1, 2 oder 3
  2. Farbe: rot, violett oder grün
  3. Form: Oval, Balken oder Welle
  4. Füllung: leer, voll oder gemustert

Gesucht werden Sets, d.h. jedes Merkmal muss bei allen drei Karten immer gleich sein oder immer variieren.

Beispiele für ein Set:

  • Menge: gleich oder verschieden
  • Farbe: gleich oder verschieden
  • Form: gleich oder verschieden
  • Füllung: gleich oder verschieden

Möglichkeiten:

  • Menge: 1, 2, 3
  • Farbe: grün, grün, grün
  • Form: Oval, Oval, Oval
  • Füllung: leer, leer, leer
  • Menge: 1, 1, 1
  • Farbe: grün, rot, violett
  • Form: Oval, Balken, Welle
  • Füllung: voll, voll, voll

Bei 3 gleichen und einem verschiedenen Merkmal ist die Aufgabe natürlich wesentlich leichter als bei 4 Varianten! Ein interessantes Kartenspiel in nicht üblicher Spielform...

Das Vier-mal-Vier-Feld ist am bekanntesten durch "Vier gewinnt", leider nicht so alltäglich ist die Ausführung in 3D. Weitere Möglichkeiten mit Vier sind Quartettspiele und das Farbsortierbrett von toys pure. Continuo - quadratische Karten mit 16 quadratischen Feldern in den Farben gelb, grün, blau und rot - von Amigo wird zunächst als einfaches Anlegespiel verwendet, später können dann Punkte errechnet und addiert werden.

Das Teufelsquadrat von Haba ist eine kleine Holzplatte, eingeteilt in fünf mal fünf Felder. Die bunten Spielsteine in 5 Farben werden so auf das Brett gestellt, dass keine Farbe bzw. Stein zweimal in einer Reihe steht, weder waagrecht, senkrecht noch diagonal.

Merlin von Amigo: Auf 50 Spielkarten ist der Zauberer Merlin abgebildet. Er verändert auf jeder Karte sein Aussehen. Er kann dünn, mittel oder dick sein - die Farbe seiner Mütze, seines Mantels, seiner Schuhe und seines Zauberstabes kann in den vier Farben blau, gelb, grün und rot wechseln. 12 Karten werden offen auf den Tisch gelegt, die restlichen Karten als verdeckter Stapel in die Tischmitte. Die oberste Karte wird aufgedeckt, und gemeinsam oder gegeneinander wird versucht, eine Karte zu finden, auf der Merlin völlig anders aussieht. Ziel des Spieles ist es, eine Karte zu finden, auf der keines der fünf veränderlichen Merkmale so aussehen darf, wie auf der aufgedeckten Karte.

Mimikri von Ravensburger: Das Wort Mimikri bedeutet so viel wie tarnen, sich anpassen. 33 Muscheln werden auf den 36 Spielfeldern verteilt. 3 bleiben nach eigener Wahl frei. Nach jedem Spielzug wird die bewegte Muschel umgedreht und "taucht somit unter". Die Länge der Züge ist durch die Ziffern eins bis vier am Spielfeldrand vorgegeben. Es darf waagrecht, senkrecht oder diagonal auf ein freies Feld gezogen werden. Ziel ist es, möglichst alle Muscheln umzudrehen.

Der bunte Hund von Amigo: "Benno ist der bekannteste Hund in der Umgebung, weil er sehr gut Skateboard fahren kann. Aber er ist auch deshalb bekannt wie ein bunter Hund, weil er sich immer total verrückt anzieht. Benno gibt sorgfältig darauf Acht, dass bei seinen Sachen niemals zwei Dinge die gleiche Farbe haben." (zitiert aus der Spielanleitung). Zum Spiel gehören eine große neutrale Karte in schwarz-weiß mit der Abbildung von Benno und Spielkarten in Normalgröße mit der gleichen Abbildung, die Accessoires in den 6 Farben sortiert abgebildet. Zur Einführung bei den Kleinen spielen wir so, dass jedes Kind einen entsprechenden Farbchip (blau, gelb, grün, rot, orange, violett) auf die Mütze, das T-Shirt, den Armschoner, das Skateboard, die Hose und die Schuhe legt. Es muss dabei die Lage der Farben auf den kleinen Spielkarten auf die große, neutrale übertragen.

Sieben mal Sieben "üben" wir mit Safari rush hour von Thinkfun, und acht mal acht Felder haben das traditionelle Dame- und Schachspiel. Taktix von Schmitt international ist ein Spiel mit Würfeln, mit denen jedoch nicht gewürfelt wird. Sie werden auf einem schachspielähnlichen Brett mit neun mal neun Feldern gegenüber in einer Reihe aufgestellt. Die oben gezeigte Augenzahl bestimmt, wie oft der Würfel nach vorne gekippt werden darf bzw. wie viele Felder er weiterkommt. Einmal pro Spielzug darf im rechten Winkel abgebogen werden. Die übergangenen Felder und das am Ende erreichte Feld müssen frei sein; ein gegnerischer Würfel am Ende des Spielzuges darf entfernt werden. Ziel des Spieles ist es, mit einem Würfel das mittlere gegenüberliegende Spielfeld des Königswürfels zu erreichen oder den König zu werfen.

Varianten:

  • in Zeilenform von links nach rechts: Tatüüü von Kinzel,
  • River crossing von Thinkfun mit 5 mal 7 Feldern,
  • 3D-Variante: Nikitin Geowürfel,
  • Dreieck: Triomino (Dreieckdomino mit Farben, Punkten oder Ziffern), Vega von Peri (dreiseitige Pyramiden zum Kippen), Halma,
  • Sechseck: Egalite von Ass,

Bei Spectrum (Heyne Taschenspiele) wird auf dem Quadratfeld die gegenüberliegende Seite mit Hilfe von Farbkärtchen statt eines Farbwürfels erreicht. 5 Farben in absteigender Form zeigen die Felder an, auf denen sich die Figuren bewegen können.

Zusammenfassung

Bei allem Spielen ist es wichtig, zunächst zu zweit eine Strategie zu verfolgen und dem Kind die eigenen Gedanken und Absichten mitzuteilen. Später kann sich das Kind alleine seine eigenen Lösungen suchen. Erst dann sollte zu "gegnerischen Spielen" übergegangen werden. Uns in andere hineinversetzen zu können, sich in sie einfühlen können und Dinge von ihrem Standpunkt aus zu betrachten, unterscheidet uns von den Primaten. Diese Fähigkeiten sind die bedeutendste Basis für unsere menschliche Intelligenz.

Neben der Spielfeldgröße und der Form des Spieles und der Spielwege (Kreuz oder Stern bei "Mensch ärgere dich nicht", Schlangenlinien- oder Schneckenform usw.) haben noch andere Aspekte Bedeutung:

  • viel bekommen oder alles abgeben,
  • die gegenüberliegende Seite erreichen,
  • auf die Reise gehen und wieder nach Hause kommen,
  • andere hinauswerfen oder behindern,
  • gemeinsam Ziele erreichen,
  • Gleiches suchen oder Gegensätze finden,
  • Würfel in allen Varianten (mit Punkten, Zahlen, sechs, acht und zwölf Seitenflächen) und "Würfel-Ersatz" oder Würfel, mit denen nicht gewürfelt wird,
  • vorwärts und rückwärts gehen im Wechsel,
  • Zahlen sofort komplett verwenden, Punkte aufheben, sich für später in Teilen zurechtlegen oder ausleihen.

Altes Spielmaterial muss deshalb nicht aussortiert werden, wir betrachten es im Hinblick auf mathematische Förderung nur anders. Für die Raumwahrnehmung und die Raumlagewahrnehmung zählen nicht die sonstigen Lerninhalte wie Jahreszeiten, Leben der Tiere usw.

Um das Problem zu lösen, müssen wir uns vom Problem lösen

Neben der Berücksichtigung aller entwicklungsgeschichtlichen Aspekte benötigen wir eine konkrete positive Zielformulierung, ein Ziel ohne Einbeziehung aller mit geförderten Bereiche. Negatives Denken verursacht ängstliches Handeln; das kann zu Misserfolgen führen, daraus folgt negatives Feedback und bewirkt erneut negatives Denken - ein Teufelskreis! (Simon 2001, S. 149).

"Wir sind wissende Geschöpfe, das stimmt. Aber, was noch wichtiger ist: Wir sind Geschöpfe, die wissen wollen" (Leakey 2001, S. 47).

Literatur

Astington, Janet. W.: Wie Kinder das Denken entdecken. München, Basel 2000

Calvin, Wiliam H.: Der Schritt aus der Kälte. Klimakatastrophen und die Entwicklung der menschlichen Intelligenz. München, Wien 2000

Dornes, Martin: Der kompetente Säugling. Die präverbale Entwicklung des Menschen. Frankfurt am Main 1993, 9. Aufl. 1999

Eccles, John C.: Das Rätsel Mensch. Die Evolution des Menschen und die Funktion des Gehirns. München 1989

Eliot, Lise: Was geht da drinnen vor? Die Gehirnentwicklung in den ersten fünf Lebensjahren. Berlin 2001

Falk, Dean: Warum Schimpansen nicht steppen können. Die Entwicklung des menschlichen Gehirns. Basel 1996

Gegenfurtner, Karl R.: Gehirn & Wahrnehmung. Frankfurt am Main 2003

Hobson, Peter: Wie wir denken lernen. Gehirnentwicklung und die Rolle der Gefühle. Düsseldorf, Zürich 2003

Kuckenberg, Martin: Lag Eden im Neandertal? Auf der Suche nach dem frühen Menschen. Düsseldorf, München 1997, 2. Aufl. 1999

Largo, Remo H.: Babyjahre. Die frühkindliche Entwicklung aus biologischer Sicht. München 2000, 5. Aufl. 2002

Leakey, Richard: Die ersten Spuren. Über den Ursprung des Menschen. München 1999

Leakey, Richard und Lewin, Roger: Der Ursprung des Menschen. Frankfurt am Main 1993, 2. Aufl. 2001

Murphy-Witt, Monika: Spielerisch im Gleichgewicht. Wie unruhige Kinder ein gutes Körpergefühl finden. Freiburg im Breisgau 2000, 4. Auflage 2002

Simon, Walter: Ziele managen. Ziele planen und formulieren. Zielgerichtet Denken und handeln. Offenbach 2000, 2. Aufl. 2001

Sprockhoff, Harald von: Bewusstsein, Geist und Seele. Die Evolution des menschlichen Geistes. Frankfurt am Main, Leipzig 1996

Vester, Frederic: Denken, Lernen, Vergessen. München 1975, 29. Aufl. 2002

Wilson, Frank R.: Die Hand - Geniestreich der Evolution. Ihr Einfluss auf Gehirn, Sprache und Kultur des Menschen. Stuttgart 2000

Adresse

Barbara Perras, Erzieherin, Motopädagogin
Birkhof 1
93133 Burglengenfeld
Email: [email protected]